Politik

Hunderte Festnahmen in Istanbul Polizei geht massiv gegen Pride-Parade vor

Zahlreiche Demonstranten zogen trotz Verbot mit Regenbogenfahnen durch Istanbul.

Zahlreiche Demonstranten zogen trotz Verbot mit Regenbogenfahnen durch Istanbul.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Trotz eines Verbots gehen in Istanbul zahlreiche Menschen auf die Straße, um an einer Pride-Parade teilzunehmen. Bereits vor Beginn der Veranstaltung nimmt die Polizei wahllos Menschen in umliegenden Bars fest, Journalisten werden an ihrer Arbeit gehindert.

Die türkische Polizei hat am Sonntag bei einer behördlich untersagten Pride-Parade in Istanbul laut den Organisatoren mehr als 200 Teilnehmer festgenommen. Unter den Festgenommenen waren neben Aktivisten auch der AFP-Fotograf Bülent Kilic sowie weitere Journalisten, wie ein Team der Nachrichtenagentur berichtete. Die Pride-Parade war vom Gouverneur von Istanbul verboten worden.

Hunderte Demonstranten mit Regenbogenfahnen versammelten sich trotzdem in den Straßen rund um den Taksim-Platz, der für die Öffentlichkeit gesperrt war. Sie widersetzten sich der Polizei und zogen etwa eine Stunde lang durch die Straßen des Viertels Cihangir. Dabei riefen sie "Die Zukunft ist queer!" und "Ihr seid nicht allein!".

Die Polizei hatte bereits vor Beginn der Parade in mehreren Bars in Cihangir wahllos Menschen festgenommen, darunter auch Journalisten. Mehreren Augenzeugen zufolge versuchte die Polizei, Pressevertreter daran zu hindern, die Festnahmen zu filmen. Der AFP-Fotograf Kilic war bereits im vergangenen Jahr unter den gleichen Umständen festgenommen worden. Die türkischen Behörden hätten es sich "offenbar zur Gewohnheit gemacht, den AFP-Fotojournalisten Bülent Kilic festzunehmen", kritisierte die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) auf Twitter. RSF-Sprecher Erol Onderonglu warf den Behörden anhaltende "Gewalt und willkürliche Festnahmen" von Journalisten vor.

Pride-Parade 2014 zählte 100.000 Teilnehmer

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"Alle, die nur wegen ihrer Teilnahme an der Pride-Parade festgenommen wurden, müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden", forderte Milena Buyum von Amnesty International. Ab dem frühen Abend kamen die ersten Festgenommenen wieder auf freien Fuß. Auch Kilic wurde nach Angaben seines Anwalts freigelassen.

Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmern hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer wieder verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen. Die Europarats-Kommissarin für Menschenrechte, Dunja Mijatovic, hatte die türkischen Behörden am Freitag aufgerufen, die Parade stattfinden zu lassen. "Die Menschenrechte von LGBTI-Personen in der Türkei müssen wirksam geschützt werden", erklärte sie.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP

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