Deutscher wieder auf dem Schiff Polizei verhört Kapitän der "Lifeline"
28.06.2018, 06:44 Uhr
Claus-Peter Reisch an Bord der "Lifeline".
(Foto: REUTERS)
Für die Flüchtlinge des Rettungsschiffs "Lifeline" ist das Drama vorerst beendet. Dem deutschen Kapitän jedoch drohen womöglich Konsequenzen. Nach der Ankunft in Malta wird er von der Polizei vernommen. Er soll Anweisungen der Behörden ignoriert haben.
Nach der tagelangen Odyssee des Rettungsschiffs "Lifeline" im Mittelmeer wurde der deutsche Kapitän nach der Ankunft in Malta von der Polizei vernommen. Während die anderen Crewmitglieder nach ihrer sechs Tage langen Fahrt das Schiff verlassen durften, wurde Kapitän Claus-Peter Reisch nach der Befragung wieder an Bord gebracht, wie die maltesische Regierung mitteilte. Später wurde er dann erneut verhört, wie Axel Steier, Mitgründer der deutschen Hilfsorganisation Mission Lifeline, mitteilte. "Wir sind kooperativ", versicherte Steier.
Die "Lifeline" mit 230 Flüchtlingen an Bord hatte nach tagelanger Blockade am Mittwoch einen Hafen auf Malta angelaufen. 234 Migranten seien im Hafen in Senglea vor Valletta an Land gebracht worden, hieß es. Sechs Menschen, darunter drei Babys, kamen in ein Krankenhaus auf der Mittelmeerinsel.
Dem Kapitän wird vorgeworfen, die Anweisungen der italienischen Behörden bei der Rettung der Migranten vor Libyen ignoriert zu haben. Die Regierung in Rom hatte nach eigenen Angaben die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline angewiesen, der libyschen Küstenwache die Bergung zu überlassen. Nach Darstellung der Helfer kam die Küstenwache den Menschen in Seenot aber nicht schnell genug zu Hilfe. Maltas Premierminister Joseph Muscat hatte angekündigt, dass die "Lifeline" nach Ankunft an der Inselküste beschlagnahmt werde.
Dabei geht es auch um die Beflaggung des Schiffes: Lifeline sagt, es fahre unter niederländischer Flagge, doch die dortigen Behörden verneinen das. Muscat nannte das Schiff mit 17 deutschen Besatzungsmitgliedern daher "staatenlos".
UN kritisieren die EU
Unterdessen haben die Vereinten Nationen die Europäische Union nach dem Drama um die "Lifeline" scharf kritisiert. Weil die EU politisch gelähmt sei, müssten Unschuldige leiden, monierten das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und die Internationale Organisation für Migration (IOM). Sie verlangten vor dem kommenden EU-Gipfel in Brüssel, dass die EU-Staaten schnellstens eine gemeinsame Lösung für die ganze Region finden, um weiteres unnötiges Sterben auf See zu verhindern.
Zuvor hatte das Schiff "Aquarius" mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord nach tagelanger Irrfahrt schließlich in Spanien angelegt. "In den vergangenen zehn Tagen konnten Schiffe mit Flüchtlingen im Mittelmeer wegen der politischen Lähmung in Europa nicht anlegen", kritisierte Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. "Es ist unabdingbar, dass die EU-Mitgliedsländer das Recht auf Asyl aufrechterhalten. Rettung zu verweigern oder die Verantwortung für Asyl auf andere abzuwälzen ist völlig inakzeptabel."
Quelle: ntv.de, kst/dpa