Politik

Wiederaufbau der Autoindustrie Porsche-Aufsichtsrat Wolf soll Putin Hilfe angeboten haben

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Das VW-Werk in Kaluga - der deutsche Konzern will die Fabrik verkaufen.

Das VW-Werk in Kaluga - der deutsche Konzern will die Fabrik verkaufen.

(Foto: REUTERS)

Die russische Autoindustrie ist nach Beginn des Ukraine-Kriegs besonders stark von westlichen Sanktionen betroffen. Beim Wiederaufbau will ausgerechnet ein Mitglied des Porsche-Aufsichtsrats helfen - und wendet sich direkt an Präsident Putin.

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine legt Volkswagen seine Geschäftstätigkeit in Russland auf Eis - neben den westlichen Sanktionen ein herber Schlag für die russische Autoindustrie. Hilfe soll laut einem Bericht des "Spiegel" ausgerechnet von einem Mitglied des Aufsichtsrats des VW-Großaktionärs Porsche SE gekommen sein. Der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf soll dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Januar in einem Brief Hilfe beim Wiederaufbau der russischen Autoindustrie angeboten haben.

In dem Schreiben schlägt Wolf Putin vor, "die legendäre russische Wolga-Marke" wiederzubeleben. Für das Comeback wollte der Österreicher die Fabrikanlagen und das Know-how des VW-Konzerns nutzen. Nach Beginn des Krieges hatte VW die Produktion im eigenen Werk in Kaluga stillgelegt und war aus einer Fertigungspartnerschaft mit dem russischen Autobauer GAZ in Nischni Nowgorod ausgestiegen.

Škoda mit russischem Design

Siegfried Wolf sitzt seit 2021 im Aufsichtsrat von Porsche SE.

Siegfried Wolf sitzt seit 2021 im Aufsichtsrat von Porsche SE.

(Foto: picture alliance / FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com)

Wolfs Plan sah vor, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 in den beiden Werken wieder Autos der VW-Marke Škoda zu bauen: Zunächst werde man in Kaluga das Modell Rapid, später in Nischni Nowgorod die Modelle Octavia, Kodiaq und Karoq produzieren, erklärte Wolf in seinem Brief an Putin. Die Fahrzeuge sollten ein russisches Design bekommen und "äußerlich grundlegend umgestaltet" werden, um "die charakteristischen Merkmale" der legendären Modelle Wolga und Pobeda herauszuarbeiten.

Dank seiner Initiative werde "der Bedarf der russischen Verbraucher an qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Fahrzeugen gedeckt", schreibt er, zudem würden "insgesamt über 12.000 Hightech-Arbeitsplätze" geschaffen. Das alles bilde "die Grundlage für die weitere Entwicklung einer unabhängigen und modernen Automobilindustrie in der Russischen Föderation". Betreiber des Projekts, so Wolf, werde das russische Unternehmen PromAvtoKonsalt, "dessen Eigentümer ich bin". Industrieller Partner sei die GAZ-Gruppe, die im Fokus der Sanktionsbehörden steht. "Unter den heutigen schwierigen Bedingungen", schreibt Wolf, gäbe es in Russland einen Mangel an hochwertigen Autos. Sein "neues Investitionsprojekt zur Wiederaufnahme der Produktion von Pkw" könne "dieses Problem lösen".

Wolf möchte dies offenbar gemeinsam mit dem führenden russischen Autobauer GAZ umsetzen. Dafür benötige er von der russischen Regierung einen Kredit über 60 Milliarden Rubel, umgerechnet rund 800 Millionen Euro zum Zeitpunkt der Offerte, heißt es. Eine "grundsätzliche Einigung mit dem Topmanagement von Volkswagen" sei bereits erfolgt, schrieb er.

Volkswagen und Porsche "ohne Kenntnis"

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Volkswagen distanzierte sich auf "Spiegel"-Anfrage deutlich von Wolfs Vorstoß: Der Vorstand habe "keinerlei Kenntnis" über seinen Brief "und dessen irritierenden Inhalt". So habe zwar auch Wolfs Firma PromAvtoKonsalt zu den Kaufinteressenten gehört, es habe jedoch keinerlei Zusagen des Topmanagements vor Abschluss des Verkaufsprozesses gegenüber einzelnen Interessenten gegeben. "Es ist daher für uns nicht nachvollziehbar, wie gegenüber Dritten darauf verwiesen werden konnte." Der VW-Konzern hat sich im März für einen anderen Kaufinteressenten für sein Russland-Geschäft entschieden, nach Informationen des Magazins handelt es sich dabei um die Autohandelsgruppe Avilon.

Wolf ließ eine umfangreiche Anfrage des Magazins unbeantwortet, ebenso die GAZ-Gruppe, der Kreml und die Firma PromAvtoKonsalt. Die Porsche SE sagte zur Personalie Siegfried Wolf und dessen Russland-Initiative lediglich: "Von dem von Ihnen erwähnten Brief von Herrn Wolf hat und hatte die Porsche SE keine Kenntnis." Die Frage, ob die VW-Mutter nach wie vor Vertrauen in ihren Aufsichtsrat Wolf habe, beantwortete die Porsche SE nicht.

Quelle: ntv.de, mba

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