1500 Ukrainer an einem Tag tot? Prigoschin: Russische Angaben "wilde Fantasien"
06.06.2023, 14:16 Uhr Artikel anhören
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kritisiert den Zustand der russischen Truppen immer wieder scharf.
(Foto: dpa)
Seit Monaten teilt der Chef der Söldnergruppe Wagner gegen die russische Militärführung aus. Nun stellt Prigoschin Moskauer Zahlen zu ukrainischen Gefallenen infrage. Ein solches "Massaker" sei unrealistisch.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bezeichnet russische Angaben zu "massiven Verlusten" beim ukrainischen Militär als unglaubwürdig. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums, wonach das Militär bei der Abwehr einer ukrainischen Offensive insgesamt "1500 Soldaten" getötet und mehr als 28 gepanzerte Fahrzeuge zerstört habe, seien "wilde Fantasien", erklärte der Chef der russischen Söldnergruppe bei Telegram. "Eineinhalbtausend Menschen an nur einem Tag (...) zu vernichten wäre ein solches Massaker", sagte Prigoschin und fügte hinzu, er halte die Angaben aus Moskau für unrealistisch.
Am Montag hatte Prigoschin erklärt, ukrainische Truppen seien in der Nähe der lange umkämpften und mittlerweile zerstörten Stadt Bachmut vorgerückt und hätten Gebiete zurückerobert. Die russischen Truppen verließen nun "langsam" das Dorf Berchiwka nahe Bachmut. Das sei eine "Schande", sagte Prigoschin. Noch im vergangenen Monat hatte Russland erklärt, Bachmut eingenommen zu haben.
Prigoschin kritisiert seit Monaten den Zustand der russischen Armee und wirft dem Verteidigungsministerium in Moskau sowie dem Armee-Generalstab mangelnde Unterstützung und dadurch höhere Opferzahlen in seiner Söldnergruppe vor. So prangerte er etwa auch einen Mangel an Munition an.
Neue Luftangriffe auf Kiew
Indes kam es in der Nacht erneut zu russischen Luftangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Die Luftverteidigung zerstörte den Angaben zufolge mehr als 20 Geschosse. Es wurden keine Verletzten gemeldet. Herabfallende Trümmer beschädigten in einem Bezirk nach Angaben der örtlichen Verwaltung Gehwege, Oberleitungsbus-Stromleitungen und Schaufenster von Geschäften.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte seine Truppen für die Vorstöße nahe Bachmut. "Gut gemacht, Krieger! Wir sehen, wie hysterisch Russland auf jeden Schritt reagiert, den wir dort gehen", sagte er am Montag in einem Video in den Online-Netzwerken.
Quelle: ntv.de, chl/AFP