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Für Erfolg in Bachmut? Prigoschin wollte angeblich russische Stellungen verraten

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Jewgeni Prigoschin soll regen Kontakt mit dem ukrainischen Geheimdienst gehabt haben.

Jewgeni Prigoschin soll regen Kontakt mit dem ukrainischen Geheimdienst gehabt haben.

(Foto: AP)

Schon lange zeigt sich der Wagner-Chef unzufrieden mit der russischen Militärführung. Schreckte er auch nicht vor Verrat zurück? Laut "Washington Post" soll er versucht haben, Informationen über Moskaus Einheiten im Tauschhandel an die Ukraine weiterzugeben. Prigoschin bezeichnet das nun als "Unsinn".

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und die russische Militärführung sind seit Monaten öffentlich im Zwist. Prigoschin beschwert sich über mangelnde Munitionslieferung, droht mit Abzug. Zuletzt wurde der Ton deutlich rauer, so hat er der russischen Armee "Flucht" aus dem Gebiet um Bachmut vorgeworfen, wo seine Söldnergruppe Wagner an vorderster Front kämpft und massive Verluste beklagt. Nun hat die "Washington Post" einen brisanten Bericht veröffentlicht, der Verrat nahelegt. Demnach hat der Wagner-Chef der ukrainischen Regierung angeboten, die Positionen russischer Truppen preiszugeben. Sowohl er als auch der Kreml weisen den Bericht zurück.

In dem Stück der "Post" heißt es, Prigoschin habe sein Angebot über seine Kontakte zum ukrainischen Geheimdienst unterbreitet. Im Gegenzug wollte er den Rückzug ukrainischer Soldaten aus der Stadt Bachmut erwirken. Die US-Zeitung beruft sich dabei auf durchgestochene Dokumente des US-Geheimdienstes, die auf der Gruppenchat-Plattform Discord durchgesickert sind. Daraus gehe aber nicht hervor, welche russischen Einheiten Prigoschin mutmaßlich verraten wollte. Laut "Post" stammt die außergewöhnliche Offerte von Ende Januar dieses Jahres.

Neben den Discord-Leaks beruft sich die Zeitung auch auf mehrere nicht namentlich genannte Quellen. Demnach bestätigten zwei ukrainische Beamte, dass Prigoschin gleich mehrmals den Kontakt zum ukrainischen Geheimdienst gesucht und das Angebot bezüglich Bachmut auch mehr als einmal verlängert hat. Kiew habe jedoch abgelehnt, weil man Prigoschin nicht für vertrauenswürdig halte. Auch ein US-Beamter erklärte gegenüber der "Washington Post", dass die USA dem Russen mit dem Spitznamen "Putins Bluthund" nicht über den Weg trauen und seine Absichten fragwürdig seien. Ein Sprecher des Weißen Hauses lehnte es ab, sich zum Bericht der "Post" zu äußern. Auch die Regierung in Kiew hält sich in der Sache bedeckt. Der "Washington Post" zufolge wollte der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, in einem Interview mit dem Blatt die Kontakte mit Prigoschin nicht bestätigen.

Prigoschin und Kreml dementieren Verrat-Versuch

Laut der "Washington Post" deuten die geleakten Dokumente darauf hin, dass Kiew vermutet, dass der Kreml Kenntnis von Prigoschins Kommunikation mit dem ukrainischen Geheimdienst hat. Auch seine geheimen Verhandlungen über Bachmut könnten demnach beim Kreml bekannt sein.

Mittlerweile hat die russische Führung den Bericht, wonach Prigoschin, russische Stellungen verraten wollte, zurückgewiesen. Es scheine eine Fälschung zu sein, erklärte das Präsidialamt in Moskau. Auch der Wagner-Chef dementierte vehement, der Bericht sei "Unsinn", erklärte er in einer Audiobotschaft auf Telegram.

Zu Beginn hat der Wagner-Chef es sich zur Aufgabe gemacht, Bachmut zu erobern. Mittlerweile spricht er allerdings von einer drohenden Niederlage. Die Ukraine habe eine Anhöhe vor der Stadt besetzt und die zuvor von Wagner-Söldnern gehaltene wichtigste Straße nach Bachmut unter ihrer Kontrolle, sagte er am Wochenende in einer Sprachnachricht. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, russische Truppen hätten sich in den vergangenen vier Tagen "in schlechter Ordnung" von Positionen bei Bachmut zurückgezogen. Ein Sprecher der Ost-Gruppe der ukrainischen Streitkräfte sagte, seine Truppen hätten "in drei Tagen der Gegenoffensive ein Gebiet von 17,3 Quadratkilometern befreit".

Quelle: ntv.de, ysc/rts

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