Gegen Menschen aus Mariupol Putin-Freund bietet sich für Gefangenenaustausch an
18.04.2022, 15:48 Uhr
Der pro-russische Unternehmer Medwedtschuk wurde in der vergangenen Woche in der Ukraine festgenommen.
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidential Press Office/AP)
Zwei angebliche britische Kriegsgefangene bitten im russischen Staats-TV um einen Austausch gegen den Putin-Freund Medwedtschuk. Dieser macht laut dem ukrainischen Geheimdienst fast zeitgleich einen ähnlichen Vorschlag. Wie frei die Männer jeweils sprechen können, ist aber unklar.
Der ukrainische Oppositionspolitiker Viktor Medwedtschuk hat sich in einem Video für einen Gefangenentausch angeboten. Der Unternehmer schlug in dem vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Video vor, dass er an Russland übergeben werden solle. Im Gegenzug könnten in Mariupol festsitzende ukrainische Soldaten und Zivilisten die Hafenstadt über einen Fluchtkorridor verlassen. Für die Menschen dort gebe es "keine Möglichkeit eines sicheren Auswegs durch humanitäre Korridore". Er appellierte sowohl an Putin als auch an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Es war unklar, wie frei der Putin-Vertraute in dem auf Facebook geposteten Video sprach.
Medwedtschuk war im vergangenen Jahr wegen Vorwürfen der Finanzierung von Terrorismus und Landesverrat unter Hausarrest gestellt worden. Er weist die Anschuldigungen zurück. Wenige Tage nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine gelang ihm die Flucht. Wenig später wurde er von der Ukraine aber wieder festgesetzt.
Medwedtschuk gilt als enger Putin-Vertrauter. Der Kreml-Chef ist nach Angaben des Unternehmers Patenonkel seiner jüngsten Tochter. Mit einem geschätzten Vermögen von 620 Millionen Dollar gilt Medwedtschuk als der zwölftreichste Ukrainer. Selenskyj hatte Moskau in der vergangenen Woche angeboten, Medwedtschuk gegen ukrainische Kriegsgefangene auszutauschen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte daraufhin erklärt, Medwedtschuk sei "kein russischer Staatsbürger".
Angebliche britische Gefangene bitten um Austausch
Zwei britische Soldaten, die angeblich in der Ukraine von russischen Truppen gefangengenommen wurden, wiederum baten im russischen Staatsfernsehen darum, gegen Medwedtschuk ausgetauscht zu werden. Auch hier war unklar, wie frei die Männer sprechen konnten. Die beiden ausgezehrt wirkenden Männer appellierten an den britischen Premierminister Boris Johnson, sich für ihren Austausch einzusetzen. Die Videos wurden nahezu zeitgleich veröffentlicht.
Bei den angeblichen britischen Kriegsgefangenen handelt es sich dem russischen Staatssender WGTRK zufolge um Aiden Aslin und Shaun Pinner, die im Ukraine-Krieg für Kiew gekämpft haben sollen. In dem Video äußern sich die beiden Männer nicht dazu, ob sie von der russischen Armee oder den pro-russischen Separatisten in der Ostukraine festgehalten werden. Auch der Ort der Aufnahme war zunächst unklar. Russischen Medienberichten zufolge wurden die Männer in der seit Wochen heftig umkämpften südukrainischen Hafenstadt Mariupol festgenommen.
Befragt werden die beiden Männer in dem Video von dem WGTRK-Journalisten Andrej Rudenko. Er zeigt ihnen ein in der vergangenen Woche veröffentlichtes Video von Medwedtschuks Frau Oxana Martschenko, in dem diese den Austausch ihres Mannes gegen die beiden Briten fordert. Die beiden Gefangenen bitten daraufhin ihrerseits auf Englisch um einen solchen Austausch.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/rts