Politik

"Ausreise ermöglicht" Putin äußert sich erstmals zum Fall Nawalny

Spricht über Alexej Nawalny, ohne ihn beim Namen zu nennen: Wladimir Putin.

Spricht über Alexej Nawalny, ohne ihn beim Namen zu nennen: Wladimir Putin.

(Foto: AP)

Zwei Monate lang hält er sich bedeckt und verliert kein Wort über die Vergiftung eines seiner prominentesten Widersacher. Nun äußert sich Russlands Präsident Putin erstmals öffentlich über die Causa Nawalny. Mit seinen Aussagen widerspricht er offiziellen Angaben des Kremls.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach eigener Darstellung seinem politischen Gegner Alexej Nawalny nach dessen Vergiftung selbst die Ausreise nach Deutschland ermöglicht. Er habe bei der Staatsanwaltschaft darum ersucht, den Weg für Nawalnys Behandlung freizumachen - obwohl es gegen den 44-Jährigen Beschränkungen wegen anhängiger Strafverfahren gegeben habe. Das sagte Putin bei einem im Staatsfernsehen übertragenen Expertenforum. "Wenn der Machtapparat den Figuranten hätte vergiften wollen, dann hätte er ihm wohl nicht erlaubt, nach Deutschland auszufliegen", sagte Putin.

Der Kreml hatte im August betont, dass Putin nicht an der Ausreise beteiligt gewesen sei. Nun sagte Putin in seiner ersten persönlichen Stellungnahme zu dem Fall, er habe damit auf eine schriftliche Bitte der Ehefrau Nawalnys reagiert. Er nennt Nawalny nie beim Namen.

Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Sibirien zusammengebrochen und wurde zwei Tage später zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen. Nach dem Befund eines Speziallabors der Bundeswehr wurde Nawalny mit dem Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Das sollen auch Labors in Frankreich und Schweden bestätigt haben. Das Nervengift ist international geächtet. Nawalny hatte Putin persönlich für den Anschlag verantwortlich gemacht. Er erklärte auch, dass Russland die Überstellung nach Deutschland stark verzögert habe, weil der Kreml wohl gehofft habe, dass das Gift nach der Ankunft nicht mehr im Körper nachweisbar sein werde.

Putin beklagte nun, dass Russland bisher keine Dokumente für ein Verbrechen präsentiert worden seien. "Geben Sie uns Beweise!" Zugleich bot er an, dass sich russische Experten an einer möglichen internationalen Untersuchung des Falls beteiligen könnten. Der Kremlchef sagte, dass es in Russland keine Ermittlungen geben könne, solange keine Beweise für ein Verbrechen vorlägen. Nawalny machte sich umgehend bei Twitter darüber lustig, dass Putin nun noch versuche, als sein Retter aufzutreten.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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