Bleibt Schoigu? Putin kündigt Veränderungen in der Militärführung an
27.06.2023, 18:40 Uhr Artikel anhören
Putin äußerte sich in seiner Rede nicht, ob er weiter an Schoigu festhält.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Trotz Kritik von Wagner-Chef Prigoschin und Militärbloggern hält Putin bislang an Verteidigungsminister Schoigu fest. Nun kündigt der Kremlchef aber personelle Veränderungen in der obersten Militärführung an. An der Spitze sollen künftig Personen mit Kriegserfahrung stehen.
Russlands Staatschef Wladimir Putin hat "in nächster Zukunft" Veränderungen in der Führungsetage der russischen Streitkräfte in Aussicht gestellt. Das "Rückgrat" der Streitkräfte-Führung werde künftig aus Personen zusammengesetzt sein, die sich im Kampfeinsatz bewährt hätten, sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Soldaten. Dazu gehöre auch der Bereich der Luftwaffe.
Der Kremlchef äußerte sich nicht dazu, ob er an seinem Verteidigungsminister Sergej Schoigu festhält. Schoigu steht seit Monaten wegen der Misserfolge beim Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Kritik und hatte auch dem Aufstand Jewgeni Prigoschins - einer seiner größten Widersachers- nichts entgegenzusetzen.
Schoigu nahm am Montag an einem Treffen mit den Spitzen der Sicherheitsdienste teil. Neben Putin gehörten zu den Teilnehmern unter anderem der Chef des Geheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, der Leiter der Nationalgarde Viktor Solotow und der Leiter des Föderalen Schutzdienstes Dmitri Kochnew. Beobachter merkten an, dass Schoigu bei dem Termin einen Anzug und keine Uniform trug, wie sonst üblich.
"Haben diese Gruppe komplett finanziert"
In seiner Rede vor den Soldaten räumte Putin auch erstmals ein, dass die Wagner-Armee vollkommen vom russischen Staat finanziert wurde. "Wir haben diese Gruppe komplett finanziert", sagte Putin. Nach seiner Darstellung erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden Rubel, umgerechnet rund 930 Millionen Euro, aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.
Putin kündigte zudem eine Untersuchung der Geldströme bei der Muttergesellschaft der Wagner-Armee, der Concord-Holding, an. Denn während die Wagner-Truppe vollständig vom Staat finanziert worden sei, habe Concord zugleich 80 Milliarden Rubel verdient. "Ich hoffe, dass niemand etwas gestohlen hat oder, sagen wir, ein bisschen gestohlen hat", so der Kremlchef.
Die Wagner-Einheiten des Söldnerchefs Prigoschin waren eine der schlagkräftigsten und brutalsten Truppen im seit 16 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg. Neben vielen Ex-Häftlingen sind in der Privatarmee hochprofessionelle Söldner mit langer Kampferfahrung im Einsatz.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa