Politik

Michael Roth im "ntv Frühstart" "Es war eine Demütigung für Putin"

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Nach dem gescheiterten Putsch in Russland warnt SPD-Außenpolitiker Roth vor der Reaktion des gedemütigten russischen Präsidenten Putin. "Wir können derzeit gar nichts ausschließen", sagt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im "ntv Frühstart". Und: Prigoschin sei im Exil keinesfalls sicher.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, sieht Russlands Präsidenten Wladimir Putin durch den Putschversuch geschwächt und befürchtet eine harte Reaktion des Kremls. "Es war eine Demütigung für Putin, dass er die Lage nicht mehr unter Kontrolle hatte. Und das vor den Augen der Weltöffentlichkeit und vor den Augen der russischen Bevölkerung. Das ist für einen Diktator schon schwere Kost", sagte der SPD-Politiker in der ntv-Sendung "Frühstart".

Der Aufstand habe auch deutlich gezeigt, dass der russische Präsident keinen Ewigkeitsanspruch für seine Macht habe. Jedoch sei der Verlauf der nächsten Tage nicht absehbar: "Wir können derzeit gar nichts ausschließen."

Einen Bürgerkrieg hält Roth zwar für unwahrscheinlich, aber der Putschversuch habe in der russischen Bevölkerung klare Zweifel an Putin geweckt. Als Reaktion befürchtet der SPD-Politiker, dass es zu einer "Stalinisierung" in Russland kommen könnte: "Das heißt, Gegnerinnen und Gegner könnten jetzt noch früher aus dem Weg geräumt werden. Entweder sie werden ins Gefängnis gesteckt oder möglicherweise getötet."

Prigoschin keinesfalls sicher

Dass der belarussische Präsident Lukaschenko als Vermittler zwischen Putin und dem Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin aufgetreten ist, sei eine weitere Demütigung für den russischen Präsidenten. "Lukaschenko ist Putins Vasall und plötzlich muss Putin ihm für die Vermittlung danken." Lukaschenko habe sich damit Freiraum geschaffen, um sich so die Existenz seines eigenen Staates zu sichern und künftig von Putin auch mehr Freiheiten zu bekommen, sagte Roth.

Dass Prigoschin im belarussischen Exil sicher sei, bezweifelt Roth: "Ich weiß nicht, wie lange Putin es dulden wird, dass Prigoschin in Belarus sein Unwesen treibt. Das kann ganz schnell gehen, dass plötzlich auch Herr Prigoschin von der Bildfläche verschwindet."

Auf die Frage, wieso sich die Bundesregierung mit Reaktionen auf Russland so bedeckt halte, sagte Roth: "Es war klug, sich erstmal mit den weltweiten Partnern abzustimmen und die Lage zu beobachten." Roth betonte, dass es sich bei dem Putsch-Versuch ohnehin um einen innenpolitischen Konflikt Russlands gehandelt habe. "Wir hätten daher sowieso nichts tun können."

Quelle: ntv.de, dhe/shu

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