Politik

Telefonat mit Macron Putin versichert Unterstützung für AKW-Inspektion

Putin warnt in dem Gespräch erneut vor einer atomaren Katastrophe. Kiew und Moskau beschuldigen sich gegenseitig, das AKW unter Beschuss zu nehmen.

Putin warnt in dem Gespräch erneut vor einer atomaren Katastrophe. Kiew und Moskau beschuldigen sich gegenseitig, das AKW unter Beschuss zu nehmen.

(Foto: IMAGO/SNA)

Es ist das erste direkte Gespräch zwischen Macron und Putin seit Monaten. Beide erklären erneut, dass internationale Kontrolleure Zugang zum AKW Saporischschja erhalten sollen, das zuletzt immer wieder unter Beschuss stand. Auch mit Blick auf eine andere Mission behauptet Moskau, kooperationsbereit zu sein.

Russlands Präsident Wladimir Putin und sein französischer Kollege Emmanuel Macron haben sich für eine Inspektion des von Russland besetzten südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja durch internationale Experten ausgesprochen. In einem Telefonat hätten die beiden Staatschefs bekräftigt, dass Vertreter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Lage vor Ort bewerten sollten, teilte der Kreml mit. Russland sichere die "erforderliche Mithilfe" zu, hieß es.

Die Staatschefs forderten demnach, IAEA-Kontrolleure sollten das Kraftwerk "sobald wie möglich" besichtigen. Umstritten war zuletzt der Anreiseweg. Das Telefonat zwischen Macron und Putin war der erste direkte Austausch zwischen den beiden Staatschefs seit Ende Mai.

Das französische Präsidentenbüro erklärte seinerseits, Macron habe sich in dem Gespräch für die "schnellstmögliche Entsendung" einer Expertenmission der IAEA "unter Bedingungen, denen zuvor die Ukraine und die UNO zugestimmt haben" ausgesprochen. Angaben aus Paris zufolge werden Macron und Putin sich hierüber in den kommenden Tagen erneut austauschen. Russlands Vertreter bei den internationalen Organisationen in Wien, der Diplomat Michail Uljanow, meinte, dass es womöglich Anfang September zu der IAEA-Reise in die Ukraine kommen könnte.

Beide Seiten beschuldigen sich, Störungen zu planen

Die russische und die ukrainische Führung machen sich seit Tagen gegenseitig verantwortlich für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa. Sie warnen immer wieder auch vor der Gefahr einer Nuklearkatastrophe. Russland lehnt internationale Forderungen ab, das AKW zu entmilitarisieren - offiziell mit der Begründung, dass die Regierung in Kiew wegen des Krieges nicht für die Sicherheit der Atomanlagen sorgen könne.

Zudem beschuldigen sich Russland und die Ukraine gegenseitig, Störungen in der von Russland kontrollierten Anlage zu planen, die von ukrainischen Technikern betrieben wird. Russland wandte sich nun mit Vorwürfen gegen die Ukraine an den UN-Sicherheitsrat. Die Ukraine plane dort "Provokationen", zitierte die Nachrichtenagentur Tass aus einem Brief der russischen Regierung an das Gremium.

Moskau warnt erneut vor nuklearer Katastrophe

Der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, behauptete, das ukrainische Militär beschieße das AKW mit von den USA gelieferten Waffen. "Wenn es zu einer Katastrophe kommt, dann werden die Folgen in allen Ecken der Welt zu spüren sein. Die Verantwortung dafür werden Washington, London und ihre Handlanger tragen", sagte er der Agentur Interfax zufolge auf einer Sitzung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der usbekischen Hauptstadt Taschkent.

Putin warf der Ukraine in dem Gespräch mit Macron Angriffe auf das AKW vor und warnte vor einer "Katastrophe großen Ausmaßes". Der Mitteilung zufolge sprach Putin von "systematischer Bombardierung" des Kraftwerksgeländes, wodurch die Gefahr der "Verstrahlung großer Gebiete" drohe. Macron äußerte laut dem Elysée-Palast in Paris die Sorge um die "nukleare Sicherheit" angesichts der Lage in Saporischschja.

Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin forderte derweil dringend Zugang für die IAEA-Experten. "Nur wenn es eine unabhängige Kontrolle vor Ort gibt, kann die Melange aus Wahrheiten, Halbwahrheiten und Kriegspropaganda geklärt werden", sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. "Erst dann gibt es eine realistische Einschätzung der Gefahr vor Ort." Der Beschuss der Anlage müsse umgehend eingestellt werden. Es sei ungeheuerlich, dass diese offenbar kriegstaktisch eingesetzt werde.

Aufklärungsmission zu Lager geplant

Putin und Macron sprachen laut Kreml auch über die geplante Aufklärungsmission nach Oleniwka im von Russland eroberten Teil der Ostukraine, wo Ende Juli rund 50 ukrainische Kriegsgefangene in einem Lager getötet worden waren. Auch hier betonte Moskau, kooperationsbereit zu sein. Von den Vereinten Nationen hieß es allerdings zuletzt, dass an den nötigen Zusicherungen, die einen sicheren Zugang gewährleisten, noch gearbeitet werden müsse. Für den Angriff auf Oleniwka geben sich Moskau und Kiew ebenfalls gegenseitig die Schuld.

Der russische Präsident erwähnte im Gespräch mit Macron demnach zudem "Hindernisse" für die Ausfuhr "russischer Lebensmittel und Düngemittel". Diese Hindernisse bestünden trotz dem im Juli von der Ukraine und Russland unterzeichneten Abkommen zum Export von Agrarprodukten weiterhin. Diese Situation trage "nicht zur Lösung der Probleme bei der weltweiten Lebensmittelsicherheit bei", teilte der Kreml mit.

Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa/rts

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