"Es gibt keine Zweifel" Putin wirft Ukraine "Terror"-Anschlag auf Krim-Brücke vor
09.10.2022, 20:21 Uhr
Die Explosion beschädigte nicht nur eine strategisch wichtige Brücke, sondern auch ein Symbol für Putins Herrschaft.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Der Verkehr über die beschädigte Brücke auf die besetzte Krim läuft mit Einschränkungen bereits wieder. Welche politischen und militärischen Folgen der mutmaßliche Angriff hat, ist dagegen noch offen. Vor einer möglicherweise entscheidenden Sitzung seines nationalen Sicherheitsrats wählt Russlands Machthaber Putin starke Worte.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Explosion auf der Krim-Brücke als "Terrorakt" bezeichnet, für den die ukrainischen Geheimdienste verantwortlich seien. "Die Täter, Ausführenden und Auftraggeber sind die ukrainischen Geheimdienste", zitierten die russischen Nachrichtenagenturen den Kreml-Chef. "Es gibt keine Zweifel. Das ist ein Terrorakt, der auf die Zerstörung kritischer ziviler Infrastruktur der Russischen Föderation ausgerichtet war", sagte Putin.
Bei der Vorbereitung des Terroranschlags hätten russische Bürger und ausländische Staaten mitgeholfen, sagte der Chef der nationalen Ermittlungsbehörde, Alexander Bastrykin, bei einem Treffen mit Putin, von dem Staatsmedien Videoausschnitte veröffentlichten. Der Kreml hat für diesen Montag eine Sitzung Putins mit dem russischen nationalen Sicherheitsrat angekündigt. Dort könnte eine mögliche Reaktion auf den Anschlag besprochen werden.
Die strategisch wichtige und symbolträchtige Brücke war am Samstag schwer beschädigt worden. Nach Angaben Moskauer Ermittler soll ein von russischer Seite kommender, mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert sein. Durch die Detonation gerieten mehrere mit Diesel gefüllte Kesselwagen eines Güterzuges auf der höher gelegenen Eisenbahnbrücke in Brand. Drei Menschen starben demnach. Die Brücke war noch am Samstagabend wieder für den Verkehr freigegeben worden, allerdings mit starken Einschränkungen.
Widersprüchliche Signale aus Kiew
Die Explosion auf der einzigen Verbindungsbrücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Halbinsel Krim hat international Befürchtungen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts geweckt. Die Ukraine, die sich gegen einen Angriffskrieg Russlands seit Ende Februar wehrt, hat immer wieder angekündigt, sich die Krim zurückzuholen. Die Militärführung in Kiew kündigte auch einen Beschuss der Brückenanlagen an, sobald es die vom Westen gelieferten schweren Waffen dafür gebe. Russland wiederum betonte, dass ein Angriff auf die Brücke ein klares Überschreiten der roten Linie sei. Kommentatoren in russischen Medien hatten nach der Anschlag auf die strategisch wichtige Brücke Konsequenzen gefordert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm bislang nicht selbst Stellung zu der Explosion. Sein Umfeld äußerte sich widersprüchlich. "Es ist erwähnenswert, dass der explodierte Lastwagen allen Anzeichen nach von der russischen Seite auf die Brücke fuhr", erklärte ein Berater Selenskyjs, Mychailo Podoljak, gegenüber der Online-Zeitung "Ukrajinska Prawda". "Die Antworten sollten also in Russland gesucht werden", fügte Podoljak hinzu. Zuvor hatte er allerdings auf Twitter erklärt, die Explosion sei nur "der Anfang" und schrieb weiter: "Alles Illegale muss zerstört werden, alles Gestohlene muss an die Ukraine zurückgegeben werden, alles, was von Russland besetzt ist, muss vertrieben werden."
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP