"Dem Untergang geweiht" Putins Ideologe Dugin droht Erdogan - und rudert dann zurück
10.12.2024, 11:23 Uhr Artikel anhören
"Ab jetzt werdet ihr bereuen", hatte Alexander Dugin in Richtung der Türkei anlässlich des Assad-Sturzes geschrieben.
(Foto: picture alliance / Russian Look)
Nach dem Umsturz in Syrien erklärt der russische Rechtsnationalist Alexander Dugin, die Türkei werde ihr Verhalten bereuen. Erdogan sei dem Untergang geweiht. Stunden später verschwindet der Beitrag von X. Plötzlich heißt es von Dugin, Russland werde der Türkei keinen Schaden zufügen.
Welch schwerer Rückschlag der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad für Russland ist, zeigen auch Äußerungen des rechtsnationalistischen russischen Philosophen Alexander Dugin. Im sozialen Netzwerk X drohte Dugin dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Montagabend mit Rache. Dieser habe einen strategischen Fehler gemacht, schrieb Dugin mit Blick auf Syrien. "Er hat Russland verraten. Er hat den Iran verraten. Er ist dem Untergang geweiht." Die Türkei werde ihr Verhalten bereuen. Am Dienstagmorgen verschwand der vielfach geteilte Beitrag dann plötzlich.
Bisher sei die Türkei unterstützt worden, hatte Dugin geschrieben, der zu den zentralen Ideologen des Ukraine-Kriegs zählt. "Bis jetzt", so Dugin. "Ab jetzt werdet ihr bereuen". Diese Formulierungen waren offenbar zu viel, der X-Beitrag ist nicht mehr online. In vier neuen Posts am Dienstagmorgen schlug Putins Ideologe dann versöhnlichere Töne an.
"Russland nicht so schwach wie vom Westen dargestellt"
Nun erklärte Dugin unter anderem, Russland werde der Türkei keinen Schaden zufügen - "mit Sicherheit". Am Vorwurf des Verrats hielt er allerdings fest. Bei Schwierigkeiten kann die Türkei nach seinen Worten kaum noch auf russische Unterstützung hoffen.
Dugin wiederholte auch seine Aussage, Erdogan habe einen strategischen Fehler gemacht. "Der Fall Syrien ist für uns sehr schmerzhaft", gab der Rechtsnationalist zu. Das Verhalten der Türkei begünstige eindeutig Israel. "Das ist traurig", schrieb Dugin nun. "Russland ist nicht so schwach, wie der Westen es darstellen will. Ich glaube, das war eine Fehlkalkulation von Erdogan."
Dugins Ausführungen zufolge muss sich die Türkei vor dem Islamismus in Acht nehmen. Zudem würden die Kurden "mit Unterstützung des Westens versuchen, ihre Macht zu konsolidieren. Ohne die Russen in Syrien verliert Erdogan einen sehr wichtigen Verbündeten und Freund."
Türkei dürfte grünes Licht gegeben haben
Rebellen unter Führung der islamistischen Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) hatten am Wochenende Damaskus erobert und den langjährigen Machthaber Assad gestürzt. Der Einnahme der syrischen Hauptstadt war ein rasanter Vormarsch der Milizen durch das Land vorangegangen. Gleichzeitig hatte die Türkei ihre Angriffe auf kurdisch kontrollierte Gebiete wieder aufgenommen.
Die Türkei dementiert, etwas mit der Rebellenoffensive zu tun zu haben. Beobachter im Land gehen aber davon aus, dass Ankara zumindest grünes Licht gegeben hat. Die Türkei zählt zu den Gewinnern der Ereignisse. Erdogan verfolgt zwei Hauptziele in Syrien, die sich nach Assads Sturz nun möglicherweise leichter erreichen lassen: Eine Rückkehr der mehr als drei Millionen in die Türkei geflüchteten Syrer und die Schwächung kurdischer Milizen - samt der kurdischen Autonomieregion im Nordosten Syriens.
Quelle: ntv.de, chl/dpa