Kriegstag im Überblick Raketen auf Odessa nach Getreideabkommen - Selenskyj wirft Russland Vertragsbruch vor
23.07.2022, 21:01 Uhr
Odessa ist die größte Stadt und der wichtigste Hafen an der Schwarzmeerküste. Sie ist für die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte von entscheidender Bedeutung.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Eigentlich hat das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine Anlass zur Hoffnung gegeben. Doch nach dem Angriff auf den Hafen von Odessa sieht Kiew die Vereinbarung wieder in Gefahr. Während auch andere Teile der Ukraine russische Angriffe melden, sterben zwei US-Soldaten im Donbass. Der 149. Kriegstag im Überblick.
Hafen von Odessa nach ukrainischen Angaben von russischen Raketen getroffen
Die Ukraine hat Russland vorgeworfen, nur einen Tag nach dem Getreideabkommen zwischen beiden Ländern den Hafen der ukrainischen Stadt Odessa mit Raketen beschossen zu haben. "Wir haben zwei Raketen abgeschossen, zwei weitere haben das Hafengelände getroffen", sagte der ukrainische Militärsprecher Jurij Ignat. In dem getroffenen Hafengelände gebe es "selbstverständlich Getreide". Aus Moskau gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall in Odessa, nach Angaben Ankaras wies Russland aber die Verantwortung für den Raketenbeschuss von sich. "Die Russen haben uns mitgeteilt, dass sie absolut nichts mit diesem Angriff zu tun haben und dass sie sich die Sache sehr genau ansehen", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar.
Selenskyj wirft Russland Vertragsbruch nach Angriff auf Odessa vor
Nach dem Raketenangriff auf Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland Vertragsbruch vorgeworfen. "Was Russland auch verspricht, es findet immer einen Weg, es nicht zu erfüllen", sagte der Staatschef. Er bezog sich dabei auf ein am Vortag geschlossenes Abkommen über den Export von ukrainischen Getreide über das Schwarze Meer. Russland habe stets verschiedene Möglichkeiten zum Handeln, sagte Selenskyj in einem auf seinem Nachrichtenkanal bei Telegram verbreiteten Video von einem Treffen mit Vertretern des US-Kongresses.
Raketenangriffe in der Zentralukraine
Auch aus anderen Teilen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. In der zentralukrainischen Region Kirowograd wurden dabei nach Angaben des dortigen Gouverneurs Andrij Raikowytsch mindestens drei Menschen getötet, darunter ein Soldat. Rettungsdienste seien im Einsatz gewesen, teilte er über Telegram mit. In einem kleinen Viertel der regionalen Hauptstadt Kropywnytskyj sei die Stromversorgung ausgefallen. Bei dem Angriff sind nach seinen Angaben zwei Wachleute und ein Soldat getötet worden. Bei den Einschlägen in einer Umspann-Station seien außerdem neun Soldaten verletzt worden.
Zwei US-Staatsbürger im Donbass getötet
In der ostukrainischen Region Donbass sind nach Angaben des US-Außenministeriums zwei amerikanische Staatsbürger getötet worden. "Wir stehen in Kontakt mit den Familien und leisten jede mögliche konsularische Unterstützung", teilte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage mit. Die Sprecherin sagte, aus Respekt für die Familie mache man keine weiteren Angaben zu dem Fall. Nach US-Medienberichten kämpft eine unbekannte Zahl amerikanischer Freiwilliger auf der Seite der Ukrainer gegen die russische Invasionsarmee.
Selenskyj dankt USA für neue Waffenzusagen
Unterdessen hat der ukrainische Präsident Selenskyj den USA für die angekündigten neuen Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland gedankt. "Extrem wichtig, schlagkräftige Waffen werden die Leben unserer Soldaten retten, die Befreiung unseres Landes vom russischen Aggressor beschleunigen", schrieb Selenskyj auf Twitter. "Ich schätze die strategische Partnerschaft zwischen unseren Nationen. Gemeinsam zum Sieg!"
Ukraine beschießt Brücke in Cherson mit Raketen vom US-System HIMARS
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben eine für den russischen Nachschub wichtige Brücke in der Region Cherson mit Raketen beschossen. Ein Vertreter der ukrainischen Regionalverwaltung erklärte, es handle sich um einen wichtigen Schritt zur Rückeroberung von Cherson. Die von Russland eingesetzte Gegenverwaltung erklärte, die Darjiwskyj-Brücke über den Fluss Inhulez sei von sieben Raketen des westlichen Systems HIMARS getroffen worden, aber noch immer intakt.
Orban fordert neue EU-Strategie im Ukraine-Krieg
Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat erneut die Haltung der EU zum Ukraine-Krieg kritisiert und zu Verhandlungen zwischen den USA und Russland aufgerufen. "Wir sitzen in einem Auto mit vier platten Reifen", sagte Orban während eines Besuchs in Rumänien zu den Bemühungen, die Kämpfe zu beenden. "Eine neue Strategie ist notwendig, die sich auf Friedensverhandlungen konzentrieren sollte, anstatt den Krieg gewinnen zu wollen." Nach Ansicht des ungarischen Regierungschefs können nur Gespräche zwischen den USA und Russland den Konflikt beenden, da Russland Sicherheitsgarantien fordere, die nur Washington geben könne. Die EU sollte sich "nicht auf die Seite der Ukrainer stellen", sondern sich zwischen den beiden Lagern positionieren, fügte Orban hinzu. Die vom Westen gegen Moskau verhängten Sanktionen würden "die Situation nicht ändern" und "die Ukrainer werden nicht als Sieger hervorgehen", betonte Orban. "Je mehr schwere Waffen der Westen schickt, desto mehr zieht sich der Krieg in die Länge."
Polens Verteidigungsminister hält Ringtausch-Angebot für unzureichend
Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak hat die bisherigen deutschen Angebote für einen Panzer-Ringtausch als unzureichend kritisiert. Die Bundesregierung habe Warschau vor Kurzem ein Angebot über die Lieferung von 20 Leopard 2A4-Panzern unterbreitet, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in einem Interviewauszug, den das Nachrichtenportal "wPolityce.pl" veröffentlichte. Blaszczak bemängelte, dass es rund 12 Monate dauern würde, die Panzer in einen betriebsfähigen Zustand zu versetzen. Zudem rechne die polnische Seite mindestens mit einem Panzerbataillon, das 44 Kettenfahrzeuge umfassen müsse.
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Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa/rts