Moderne Technik als Gehörschutz? Rechnungshof rügt Milliardendeal für Soldaten-Kopfhörer
08.02.2024, 10:32 Uhr Artikel anhören
Guten Gehörschutz, sagt der Rechnungshof, den gebe es auch billiger.
(Foto: picture alliance / ZB)
Die Bundeswehr soll neue Kopfhörer bekommen. Dafür plant das Verteidigungsministerium, 2,8 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen. Doch laut einem Medienbericht meldet der Rechnungshof Bedenken an: Für einen Großteil der Soldaten sei die moderne Technik teilweise noch nutzlos.
Der Bundesrechnungshof warnt die Haushälter des Bundestags offenbar vor einem Großvorhaben des Verteidigungsministeriums. Wie der "Spiegel" berichtet, forderten die Prüfer in einem als Verschlusssache eingestuften Bericht, einen geplanten Auftrag für bis zu 203.000 moderne Gehörschutzkopfhörer mit Sprechfunktion mit einem Volumen von knapp 2,8 Milliarden dringend anzupassen, da dieser unwirtschaftlich sei.
"Das Bundesministerium der Verteidigung wird Funktionen teuer einkaufen, die ungenutzt bleiben", schreiben die Prüfer laut dem Nachrichtenmagazin in ihrem 15-seitigen Bericht. Hintergrund für die Recherchen des Rechnungshofs ist die Ausstattung aller Soldatinnen und Soldaten mit modernen Kopfhörern. Die Geräte sollen den Gehörschutz sicherstellen, aber auch eine integrierte Sprechfunktion für eine dauerhafte Funkverbindung bieten.
Die Planung des Projekts läuft laut "Spiegel" seit 2019. Schritt für Schritt sollen alle Truppenteile die modernen Kopfhörer bekommen, die je nach Technik gut 2000 oder 2600 Euro kosten. Der Bundestag muss den Deal noch genehmigen - die Kalkulation mit 2,8 Milliarden Euro umfasst die Beschaffung und Nutzung der Geräte bis 2051.
Der Rechnungshof indes habe in dem Bericht kritisiert, dass nur gut ein Fünftel aller Soldaten die Sprechfunktion überhaupt nutzen könne, alle anderen seien gar nicht mit Funkgeräten ausgestattet. Folglich, so die Prüfer, würden Zehntausende Soldaten ohne Funkgerät die modernen Kopfhörer nur zum Gehörschutz verwenden. Dieser Schutz aber sei mit einfacheren und günstigeren Modellen möglich. Laut Rechnungshof ignoriert der Plan des Verteidigungsministeriums ein Einsparpotenzial von 1,2 Milliarden Euro. "Aufgrund begrenzter Haushaltsmittel" sei dies nicht hinnehmbar.
Laut "Spiegel" nannte das Verteidigungsressort in dem Bericht "für die Notwendigkeit der Sprechsatzfunktion für jeden Soldaten" keine weiteren Gründe. Stattdessen sei die Beschaffung "zukunftsorientiert und gewährleiste eine einheitliche Ausbildung, auch wenn zeitnah noch nicht alle Soldaten die Sprechsatzfunktion nutzen können". Deshalb sehe man "einen massiven Fähigkeitsgewinn", der durch Gehörschutz allein nicht gegeben sei. Diese Erklärung überzeuge die Prüfer jedoch nicht, schreibt das Nachrichtenmagazin weiter.
Quelle: ntv.de, ses