Politik

Einstiger Berater Netanjahus Rechter Hardliner Bennett will Israel regieren

Naftali Bennetts Kernthema ist die Siedlungspolitik Israels für das Westjordanland.

Naftali Bennetts Kernthema ist die Siedlungspolitik Israels für das Westjordanland.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Jahrelang ist Naftali Bennett die rechte Hand des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu - er dient unter ihm als Wirtschafts-, Bildungs- und Verteidigungsminister. Nun will der Vorsitzende der nationalistischen Partei Jamina selbst Regierungschef werden - durch ein Bündnis mit den Liberalen.

Vom einstigen Berater zum politischen Widersacher: Der rechte Hardliner Naftali Bennett hat gute Chancen, seinen früheren Mentor Benjamin Netanjahu als Regierungschef in Israel abzulösen. Seine religiös-nationalistische Partei Jamina schnitt bei den Parlamentswahlen im März zwar nur mäßig ab. Durch geschickte Manöver hat er sich in den vergangenen Wochen jedoch als "Königsmacher" inszeniert - und greift nun selbst nach der Macht.

Bennett begann seine politische Karriere als rechte Hand von Netanjahu. Kurz nachdem der smarte Unternehmer mit der markanten Glatze und dem breiten Lächeln im Jahr 2005 sein erfolgreiches Internet-Start-up für 145 Millionen Dollar (heute 119 Millionen Euro) verkauft hatte, wurde er Netanjahus Stabschef. Beide überwarfen sich jedoch und gingen vorerst getrennte Wege.

Bennett macht die Siedlungspolitik zu seinem Kernthema und führt lange Jahre als oberster Funktionär den Rat der jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland. Im Jahr 2012 übernimmt der Sohn von US-Einwanderern die damals sieche Gruppierung Jüdisches Heim und haucht ihr neues Leben ein. Jüdisches Heim bildet die Plattform für den rasanten Aufstieg Bennetts, der sein Image als Ex-Offizier eines Spezialkommandos sorgsam pflegt.

Befürworter der Siedlungspolitik

Bei der Parlamentswahl Anfang 2013 vervierfacht Jüdisches Heim die Zahl seiner Sitze. Bennett macht damals insbesondere mit aufwieglerischen Aussagen über Palästinenser Schlagzeilen. Palästinensische "Terroristen sollten getötet und nicht freigelassen werden", sagt er zum Beispiel. Und dass das Westjordanland nicht von Israel besetzt sei, weil "hier niemals ein palästinensischer Staat war".

Seit 2013 hat der stramm rechte Hardliner, der für eine ultraliberale Wirtschaftspolitik steht und eine harte Linie gegenüber dem Erzfeind Iran vertritt, fünf Ministerien in verschiedenen Regierungen unter Ministerpräsident Netanjahu geführt. Er diente ihm unter anderem als Wirtschafts-, Bildungs- und zuletzt als Verteidigungsminister. Doch im vergangenen Mai holt Netanjahu Bennett nicht mehr in die von ihm gebildete Einheitsregierung, was angesichts der zahlreichen Gemeinsamkeiten als Ausdruck seiner persönlichen Unzufriedenheit mit ihm gewertet wird.

Bennett steht inzwischen an der Spitze der Jamina-Partei, die 2018 aus Jüdisches Heim und anderen Kleinstparteien hervorgegangen ist. Eigentlich scheint der 49-Jährige politisch abgeschrieben, zumal seine Partei bei den Wahlen im März nur sieben Mandate geholt hat. Einer der Abgeordneten weigert sich auch, sich einem Bündnis gegen Netanjahu anzuschließen.

Schulterschluss mit Jair Lapid

Doch der gewiefte Stratege Bennett hat in den vergangenen Wochen gut taktiert. Er lässt zunächst Zweifel daran aufkommen, ob er Netanjahu, der insgesamt 15 Jahre und davon zwölf Jahre in Folge Regierungschef war, aus dem Amt vertreiben will oder nicht. Anfang Mai lehnt er Netanjahus Angebot ab, im Wechsel mit ihm Regierungschef zu werden. Am Sonntagabend schlägt der vierfache Vater Bennett sich dann auf die Seite des Oppositionsführers Jair Lapid.

Dieser muss noch bis Mittwoch um kurz vor Mitternacht mindestens vier Stimmen im Parlament sammeln, um seine "Regierung des Wandels" - ein Bündnis von links bis rechts, unterstützt von arabischen Abgeordneten - auf die Beine zu stellen. Für dieses Projekt zahlt Lapid einen hohen Preis: Denn erster Regierungschefs dieses Bündnisses mit rotierender Führung soll nicht er werden, sondern Bennett.

Quelle: ntv.de, Jonah Mandel/AFP

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