Politik

Biden wegen Kabul unter Beschuss Republikaner kritisieren "verpfuschten Abzug"

US-Präsident Biden steht wegen der überhasteten Evakuierung Kabuls in der Kritik.

US-Präsident Biden steht wegen der überhasteten Evakuierung Kabuls in der Kritik.

(Foto: AP)

Schneller als erwartet erobern die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul. Hastig holen auch die USA ihre Staatsangehörigen aus dem Land. In der Heimat muss Präsident Biden dafür viel Kritik einstecken. Unter anderem meldet sich sein Amtsvorgänger Trump mit markigen Sprüchen zu Wort.

Nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul hat Ex-US-Präsident Donald Trump seinen Nachfolger Joe Biden zum Rücktritt aufgefordert. Es sei an der Zeit, dass Biden "in Schande" zurücktrete "für das, was er in Afghanistan zugelassen hat", erklärte Trump am Sonntag (Ortszeit). Er kritisierte zudem Bidens Einwanderungs-, Wirtschafts- und Energiepolitik.

Unter Trump hatten 2018 in Doha in Katar die ersten direkten Gespräche zwischen der US-Regierung und den Taliban begonnen. Die Gespräche mündeten am 29. Februar 2020 in eine Vereinbarung, in der ein Zeitplan für den Abzug der US-Truppen abgesteckt wurde. Der Abzug verzögerte sich zwar zwischenzeitlich, begann dann aber unter Trumps Nachfolger Biden im Mai. Parallel zu den USA zogen auch die anderen NATO-Truppen aus Afghanistan ab, darunter die Bundeswehr.

Trump hat Bidens Abzugspläne schon mehrfach kritisiert und behauptet, er hätte den Truppenabzug "ganz anders und viel erfolgreicher" bewerkstelligt. In einer weiteren Erklärung schrieb Trump am Sonntag: "Was Joe Biden mit Afghanistan gemacht hat, ist legendär. Es wird als eine der größten Niederlagen in die amerikanische Geschichte eingehen."

"Beschämendes Versagen der amerikanischen Führung"

Auch andere führende Republikaner nahmen Biden in die Mangel. Der "verpfuschte Abzug" aus Afghanistan und die "hektische Evakuierung" von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein "beschämendes Versagen der amerikanischen Führung", sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell. Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, "diese Katastrophe zu vermeiden".

Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: "Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht." Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe Al-Kaida in Afghanistan wieder auftauche, twitterte der republikanische Senator Lindsey Graham. "Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein." Biden hatte den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan immer wieder vehement verteidigt. Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz würden keinen Unterschied machen, hatte Biden erst am Samstag betont.

Die Taliban hatten am Sonntag nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan die Hauptstadt Kabul erreicht. Die afghanische Regierung erklärte sich zur Machtübergabe bereit, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland. In einer Facebook-Botschaft gestand er die Niederlage gegen die Taliban ein. Kämpfer der radikalislamischen Miliz feierten später im Präsidentenpalast ihren "siegreichen" Feldzug gegen die afghanische Regierung.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa

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