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Zukunft der Miliz unklar Rostows Bewohner feiern Wagner-Kämpfer

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Erinnerungsfoto mit Panzer: Bei ihrem Abzug aus Rostow werden die Wagner-Kämpfer von der Bevölkerung gefeiert.

Erinnerungsfoto mit Panzer: Bei ihrem Abzug aus Rostow werden die Wagner-Kämpfer von der Bevölkerung gefeiert.

(Foto: dpa)

Der offene Machtkampf in Russland zwischen Wagner-Chef Prigoschin und Präsident Putin ist beigelegt, bejubelt von der Zivilbevölkerung ziehen die Milizionäre aus Rostow ab. Welche Rolle sie künftig auf Russlands Schlachtfeldern spielen, ist offen.

Kurz nach einer unerwarteten Eskalation ist der bewaffnete Aufstand russischer Söldner gegen die Staatsführung von Präsident Wladimir Putin schon wieder beendet. Auf Befehl von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin gaben die Angehörigen seiner berüchtigten Privatarmee Wagner bis zum späten Abend ihre Stellungen in Südrussland auf und kehrten - unter dem Beifall russischer Zivilisten - in ihre Feldlager zurück.

Das wegen bewaffneten Aufstands gegen die Militärführung eingeleitete Strafverfahren gegen Prigoschin wird laut Kreml eingestellt. Prigoschin selbst werde unbehindert nach Belarus gehen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Als Garantien für den freien Abzug habe er "das Wort des Präsidenten".

Wie Prigoschins Zukunft in Belarus aussehen soll, ist unklar. Der Unternehmer galt lange als Vertrauter Putins, als unantastbare Größe im russischen Machtgefüge, bis ihn der Kremlchef einige Stunden nach dem Aufruf zur Meuterei als "Verräter" bezeichnete - und damit öffentlich fallen ließ. Fraglich ist nun auch, was künftig aus den Auslandseinsätzen der Wagner-Armee wird, die bis jetzt insbesondere in Afrika russische Interessen mit Waffengewalt vertritt.

Zerrüttetes Vertrauen

Die Kämpfer der Wagner-Truppe, die am Aufstand beteiligt waren, sollen angesichts ihrer Verdienste an der Front in der Ukraine nicht strafrechtlich verfolgt werden, versicherte Peskow. Ein Teil der Milizionäre soll offenbar in die russischen Streitkräfte integriert werden, sie sollen laut Peskow ein entsprechendes Vertragsangebot erhalten. Dass sich Soldaten der Privatarmee ungestraft gegen das russische Militär gestellt haben, dürfte sich nach Einschätzung von Beobachtern als Hypothek im Verhältnis zwischen der Armee und dem Kreml erweisen.

Als die Wagner-Truppen am frühen Morgen aus der südrussischen Millionenstadt Rostow am Don abrückten, wurden sie von der Zivilbevölkerung wie Helden gefeiert. Videos zeigen, wie Fahrzeuge mit Söldnern das - erst Stunden zuvor von ihnen eingenommene - Hauptquartier des russischen Militärkommandos Süd verlassen, begleitet von Applaus und "Wagner, Wagner"-Sprechchören. Prigoschin winkte aus dem offenen Fenster eines SUVs und schüttelte Hände. Später verließen dann auch die Panzer und Gefechtsfahrzeuge die Innenstadt.

Für die Ukraine wäre ein längerer Machtkampf zwischen den russischen Akteuren willkommen gewesen. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach mit Blick auf den Aufstand von einer "einmaligen Gelegenheit" für Kiew. Sie meldete neue ukrainische Offensiven in der östlichen Region Donbass, dort gebe es "Fortschritte in allen Richtungen". Am Abend kommentierte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak, Prigoschin habe Putin mit seiner abgebrochenen Rebellion "gedemütigt und gezeigt, dass es nicht länger ein Gewaltmonopol" in Russland gebe.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

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