Politik

Ukraine macht Druck Rotes Kreuz soll Kriegsgefangene besuchen

In Oleniwka waren im Juli mehr als 50 ukrainische Gefangene bei einer Explosion getötet worden.

In Oleniwka waren im Juli mehr als 50 ukrainische Gefangene bei einer Explosion getötet worden.

(Foto: AP)

In Kiew mehren sich Vorwürfe, das Rote Kreuz tue nicht genug für ukrainische Kriegsgefangene. Die Organisation solle in den nächsten drei Tagen das Gefangenenlager in Donezk besuchen, lautet der Aufruf. Doch das internationale Recht bindet dem Wohlfahrtsverband die Hände.

Das Rote Kreuz bemüht sich nach eigenen Angaben seit Monaten vergeblich, mehr Kriegsgefangene in der Ukraine zu besuchen. Nach Kritik aus der Ukraine, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) kümmere sich nicht genug um ukrainische Soldaten in russischer Gefangenschaft, sagte IKRK-Sprecher Ewan Watson in Genf: "Wir teilen die Frustration." Mitarbeiter könnten Gefangene aber nur besuchen, wenn die Kriegsparteien zustimmten. Dazu seien sie nach internationalem Recht verpflichtet. Die Sicherheit der IKRK-Mitarbeiter müsse garantiert werden.

Der Chef des Kiewer Präsidialamtes, Andrij Jermak, rief das IKRK in einer Videoschalte auf, das russische Gefangenenlager Oleniwka bei Donezk in den nächsten drei Tagen zu besuchen. "Wir können nicht noch mehr Zeit vergeuden. Menschenleben stehen auf dem Spiel", sagte er.

In Oleniwka waren im Juli mehr als 50 ukrainische Gefangene bei einer Explosion getötet worden. Die von Russland gesteuerten Separatisten in Donezk behaupteten, eine ukrainische Rakete habe die Gefangenenbaracke getroffen. Die Ukraine geht davon aus, dass in dem Gebäude absichtlich eine Bombe gezündet wurde. Auch unabhängige Fotoanalysen der Zerstörungen legen dies nahe. Das IKRK hat es bislang nicht geschafft, Zutritt zu dem Lager zu bekommen.

Selenskyj: Oleniwka ist Konzentrationslager

Das IKRK sei kein "Club mit Privilegien, in dem man ein Gehalt bekommt und das Leben genießt", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Das Rote Kreuz hat Verpflichtungen, vor allem moralischer Art." Er nannte Oleniwka ein Konzentrationslager.

Nach Angaben von Watson hat das IKRK einige hundert Kriegsgefangene auf beiden Seiten besucht. Es gebe aber Tausende. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Das IKRK appelliere an beide Seiten des Konflikts, den Zugang zu Kriegsgefangenen zu ermöglichen.

Quelle: ntv.de, lno/dpa

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