Politik

Wird das die neue Front? Russische Medien: Separatisten in Transnistrien bitten Moskau um "Schutz"

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In den vergangenen Monaten gibt es immer wieder Anzeichen wachsender Spannung im Konflikt um Transnistrien. Nun wenden sich die Separatisten dort offenbar direkt an Moskau mit der Bitte um Hilfe. Beobachter befürchten eine neue Front im Konflikt Russlands mit der Ukraine.

Die pro-russischen Separatisten in der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien haben Russland nach Angaben russischer Medien um "Schutz" gegenüber Moldau gebeten. Bei einem Sonderkongress beschlossen die Behördenvertreter von Transnistrien eine entsprechende Erklärung, wie russische Nachrichtenagenturen und lokale Medien meldeten. Laut RIA Nowosti erbitten die Separatisten von Russland, "Maßnahmen" zu ergreifen "unter Berücksichtigung der Tatsache des ständigen Aufenthalts von mehr als 220.000 russischen Staatsbürgern auf dem Territorium der Transnistrischen Moldauischen Republik und der einzigartigen positiven Erfahrung der russischen Friedenssicherung am Dnjestr".

In der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien waren zuvor erstmals seit 2006 die dort regierenden pro-russischen Separatisten zu einem Sonderkongress zusammengekommen. Es handelt sich erst um das siebte solche Treffen in der faktisch selbstverwalteten Region. Beobachter befürchten, dass in Transnistrien eine neue Front im Konflikt Russlands mit der Ukraine eröffnet werden könnte.

Beim bisher letzten Sonderkongress im Jahr 2006 verkündeten die Separatisten ein Referendum für einen Anschluss an Russland, bei dem sich später eine überwältigende Mehrheit dafür aussprach.

Die von pro-russischen Separatisten kontrollierte selbsternannte Republik Transnistrien liegt im Osten Moldaus an der Grenze zur Ukraine. Das ukrainische Militär befürchtet, dass Russland von Transnistrien aus in Richtung der nahen südwestukrainischen Hafenstadt Odessa angreifen könnte.

1500 russische Soldaten in Transnistrien

Die selbsternannte Republik Transnistrien ist ein abtrünniger schmaler Landstreifen an der Grenze zur Ukraine. 1992 kämpften die Separatisten gegen die pro-westliche moldauische Regierung in einem kurzen Bürgerkrieg mit Hunderten Toten. Transnistrien hat heute eine eigene Währung, eigene Sicherheitskräfte und eigene Pässe.

In dem völkerrechtlich zu Moldau gehörenden, aber von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiet sind rund 1500 russische Soldaten stationiert. Die meisten Menschen in Transnistrien sind russischsprachig, viele von ihnen haben auch die moldauische, russische oder ukrainische Staatsbürgerschaft.

Moskau wiederum unterstützt die Region, in der rund 465.000 Menschen leben, wirtschaftlich und politisch - unter anderem mit kostenlosen Gaslieferungen. Seit dem Konflikt mit der Ukraine ist die Verbindung zwischen Russland und Transnistrien aber stark beeinträchtigt.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anzeichen wachsender Spannung im Konflikt um Transnistrien gegeben. Im Jahr 2022 erschütterten mehrere Explosionen mit ungeklärter Ursache das Gebiet. Im März 2023 erklärte die Führung der pro-russischen Separatisten, die Ukraine habe einen gescheiterten Mordanschlag gegen ihren Anführer verübt. In der vergangenen Woche erklärte das russische Verteidigungsministerium schließlich, die Ukraine plane einen militärischen Angriff auf Transnistrien - legte hierfür jedoch keinerlei Beweise vor.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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