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Auch nach Kriegsbeginn Russische Oligarchen sollen weiter Geld in die Schweiz geschafft haben

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Alexander Ponomarenko (rechts) ist der Geschäftsführer von Moswodokanal. Das größte Wasserversorgungsunternehmen in Russland.

Alexander Ponomarenko (rechts) ist der Geschäftsführer von Moswodokanal. Das größte Wasserversorgungsunternehmen in Russland.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Seit März 2022 gibt es in der Schweiz Einschränken für Banken, wenn es um russischen Staatsbürger geht. Eine neue Recherche legt nahe, dass der mächtige Chef des größten russischen Wasserversorgers mit seiner Familie diese mit wenigen Tricks umgangen hat. Auch sollen sie in Deutschland kräftig investieren.

Reiche Russen haben offenbar auch nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs mithilfe eines zweiten europäischen Passes Geld in die Schweiz transferiert. Wie aus neuen Recherchen der Mediengruppe Tamedia hervorgeht, haben die Tochter und die Lebensgefährtin von Alexander Ponomarenko, Geschäftsführer des Moskauer Wasserversorgers Moswodokanal und Unterstützer von Putins Krieg, "in der Schweiz sogar nach Kriegsbeginn Millionen angelegt".

Ein internationales Medienkonsortium, zu der neben Tamedia auch der "Spiegel" und die französische Zeitung "Le Monde" gehören, analysierte russische Dokumente und Daten eines Züricher Vermögensverwalters. Diese waren nach einer Hackerattacke kurzzeitig im Darknet veröffentlicht gewesen.

Im Juni 2022, als die UNO in Genf Gräueltaten von Russen an Zivilisten in der ukrainischen Stadt Mariupol anprangerte, eröffnete demnach die Tochter Ponomarenkos "fast gleichzeitig" ein Konto bei der Privatbank Reyl in Zürich. "Kurze Zeit später" seien "9,5 Millionen Dollar" auf dem Konto eingegangen. Im November 2022 verfügte die Lebensgefährtin von Ponomarenko dem Bericht zufolge über fast "26 Millionen Dollar bei Julius Bär sowie 4,5 Millionen bei der Pictet Bank".

Banken-Restriktionen kinderleicht umgangen

Die Schweiz hatte eigentlich ihren Banken im März 2022 untersagt, Einlagen von über 100.000 Schweizer Franken von russischen Staatsbürgern anzunehmen. Mehrere Banken, darunter Julius Bär, hatten von sich aus angekündigt, sich von ihren russischen Kunden zu trennen. Den Recherchen zufolge konnten diese Restriktionen allerdings "leicht umgangen" werden. Zum einen, weil die Konten nicht Ponomarenko, sondern seiner Partnerin und seiner Tochter gehörten, zum anderen, weil diese über Pässe oder Aufenthaltsgenehmigungen eines EU-Landes verfügten, "in Zypern und in Spanien". Deshalb seien sie nicht als "Kundinnen 'aus Russland' betrachtet" worden.

Zudem ist es für wohlhabende Russen kein Problem, einen sogenannten "goldenen Pass" zu erwerben. Dabei handelt es sich um Pässe, die manche Länder im Gegenzug für Investitionen vergeben. Aus den durchgesickerten Daten ging demnach auch hervor, dass die Reyl-Bank im Herbst 2022 realisierte, dass eine der beiden Frauen auch Russin sei, und den Vermögensverwalter per E-Mail aufforderte zu klären, "ob die Frau zwei Nationalitäten" habe.

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Der Recherche zufolge hätten die Schweizer Banken "Alarm schlagen" müssen, nachdem zwei russische Websites berichtet hätten, dass Ponomarenko Veruntreuung von Geldern vorgeworfen werde, vor allem zur Finanzierung von "Luxusimmobilien in Frankreich". Zudem seien "die Tochter und die Lebensgefährtin des Direktors eines staatlichen Unternehmens politisch exponierte Personen" und damit "hochriskante Kunden", sagte Gretta Fenner, Geschäftsführerin des Baseler Institute on Governance.

Luxus-Russen sollen Grundstücke in Berlin und Leipzig erworben haben

Der an den Recherchen beteiligte "Spiegel" berichtete unterdessen, dass Familienangehörige Ponomarenkos in Deutschland Millionen in Luxusimmobilien investierten. Demnach erwarben sie über diverse deutsche Firmen Luxusimmobilien und Grundstücke in Berlin, Leipzig und Ludwigsfelde. Nach Aussagen der Firma würden diese Immobilien in weiten Teilen durch Kredite finanziert. Aus den überprüften Daten geht laut "Spiegel" jedoch hervor, dass die Kredite in Teilen mit dem Privatvermögen von Ponomarenkos langjähriger Lebensgefährtin abgesichert sind. Eine Anwaltskanzlei erklärte gegenüber dem Rechercheteam, dass die Lebensgefährtin Ponomarenkos Russland im Februar 2022 verlassen habe und versuche, ihre geschäftlichen Verbindungen mit dem Land zu beenden. Zudem sei die Beziehung zu Ponomarenko "seit mehreren Jahren" beendet.

Quelle: ntv.de, ysc/AFP

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