Fußball

Stiftung nach Chelsea-Verkauf Wo sind eigentlich die Abramowitsch-Milliarden?

Auf Abramowitschs Konto sind die Abramowitsch-Milliarden nicht.

Auf Abramowitschs Konto sind die Abramowitsch-Milliarden nicht.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Was wurde eigentlich aus der berühmten Stiftung von Roman Abramowitsch? Der russische Oligarch hatte große Pläne, wollte 2,8 Milliarden zugunsten der Opfer des Krieges in der Ukraine einsetzen. Doch beinahe ein Jahr nach dem Verkauf des englischen Klubs FC Chelsea passiert genau nichts. 

Wladimir Putins Krieg gegen die Ukraine dauert nun seit weit mehr als einem Jahr an. Schon bald nach dem russischen Angriff auf die ehemalige Sowjetrepublik ergreift der Westen Maßnahmen gegen die, die den Überfall mitfinanzieren. Sie überziehen die Oligarchen mit Sanktionen. Unter den Sanktionierten ist auch Roman Abramowitsch, der damalige Eigentümer des FC Chelsea. Nicht nur Abramowitsch, dessen zweifelhafte Rolle im System Putin unklar bleibt, wird getroffen, sondern auch der Londoner Traditionsklub.

Abramowitsch vertreibt sich die Zeit zwischen Kriegsbeginn und Verkauf des Klubs unter anderem mit einem mysteriösen Auftritt bei Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei. Da, Anfang März 2022, hat sein Rückzug aus der Öffentlichkeit längst begonnen, wird er von der britischen Regierung aus dem Verein gedrängt. Der Klub sei handlungsunfähig, lamentierte der damalige Trainer Thomas Tuchel.

Der Oligarch war Anfang der 2000er die Speerspitze einer Fußball-Revolution, die immer mehr Geld und bald schon die Staaten von der arabischen Halbinsel in den Sport brachten. Doch jetzt war es vorbei, er musste seinen Herzensklub verkaufen, damit dieser überhaupt noch eine Zukunft haben konnte. (Dass das neue Gesicht des Vereins, Todd Boehly, Chelsea derart dilettantisch in den Abgrund reißen würde, war nicht absehbar). All die Mittel aus dem Verkauf, so prahlte Abramowitsch, sollten in eine Stiftung fließen, das Geld für humanitäre Hilfe in der Ukraine gespendet werden. Es war sozusagen der letzte Wunsch eines verschwindenden Mannes. Er wollte noch einmal der gute Mensch von London sein. Ende Mai 2022 geht der Verkauf über die Bühne.

Viel Geld, viel Verantwortung

Doch so einfach ist es nicht. Die 2,8 Milliarden Euro Erlös aus dem Verkauf des FC Chelsea sind auch gut über einem Jahr nach dem Verkauf noch nicht in eine Stiftung geflossen. Die unvorstellbare Summe entspricht in etwa dem Volumen der Militärhilfe des Vereinigten Königreichs für die Ukraine im Jahr 2022. Sie bleibt eingefroren. Die Gelder, heißt es seitens der britischen Regierung auf ntv.de-Anfrage, sollen so schnell wie möglich in die Ukraine fließen. Doch dabei müsse die Integrität des Sanktionssystems geschützt werden.

"Die Erlöse aus dem Verkauf des FC Chelsea werden auf einem britischen Bankkonto eingefroren, während unabhängige Experten eine Stiftung gründen, die das Geld für humanitäre Zwecke in der Ukraine verwalten und verteilen soll", heißt es aus London seit Monaten auf Anfragen nach dem Verbleib der Milliarden. Mehr nicht.

Viel Geld bedeutet viel Verantwortung und über allem wacht also weiterhin die britische Regierung, die ein Auge darauf hat, dass die Milliarden nicht doch noch zurück an Russland oder Abramowitsch fließen und die Sanktionen einfach nur umgangen werden. Für die Gründung verantwortlich ist Mike Penrose, der drei Jahre lang UNICEF UK vorstand und nun mit unfassbar viel Geld verantwortungsvoll umgehen werden muss. Bewegte Penrose in seiner Zeit bei UNICEF jährlich Summen in Höhe von rund 170 Millionen Euro, entspricht das Gesamtvolumen der Stiftung dem mehr als Sechzehnfachen seines damaligen Budgets.

Ohnehin gibt es natürlich verschiedene Vorstellungen darüber, wie das Geld letztendlich in der Ukraine eingesetzt werden wird und auch, ob es ausschließlich für die Ukraine eingesetzt werden wird. Zweierlei Ideen kursieren derzeit: Zum einen könnten die Abramowitsch-Milliarden sofort komplett investiert werden, in den Wiederaufbau von Schulen, von Kliniken und der zerstörten Infrastruktur des Landes oder aber nach dem klassischen Stiftungsmodell als Grundlage für langjährige Unterstützung. Für Penrose geht es vor allen Dingen auch darum, zu schauen, welche Organisationen in der Ukraine tätig sind und wie sich das Geld auch auf deren Arbeit auswirken könnte.

Quelle: ntv.de, sue

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