Die Schattenarmee in der Ukraine London sieht neue Rolle für Wagner-Söldner
01.08.2022, 12:28 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Verbrannte Erde nach russischen Angriffen im Donbass: Auch Wagner-Söldner sind bei den Kämpfen in der Ukraine im Einsatz.
(Foto: REUTERS)
Die russische Söldnergruppe Wagner ist berüchtigt. In der Ukraine agiert sie dabei inzwischen mehr wie eine normale Kampfeinheit und stimmt sich mit dem russischen Militär ab, schreibt das britische Verteidigungsministerium. Die veränderte Rolle soll vor allem einen Grund haben.
Die Söldnergruppe Wagner operiert im Krieg gegen die Ukraine offenbar immer häufiger wie eine normale Einheit der russischen Armee. Dies schreibt das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf den Militärgeheimdienst. Wahrscheinlich sei der Wagner-Truppe -ähnlich wie normalen Armee-Einheiten - die Verantwortung für bestimmte Bereiche der Frontlinie zugewiesen worden, heißt es in einem Tweet des Ministeriums. "Dies ist eine erhebliche Veränderung gegenüber dem bisherigen Einsatz der Gruppe seit 2015, als sie in der Regel Missionen durchführte, die sich von offenen, groß angelegten regulären russischen Militäraktivitäten unterschieden."
Diese Zusammenarbeit widerlege die Aussagen der russischen Behörden, die Verbindungen zwischen der Privatarmee und dem russischen Staat zu leugnen versuchten. Die Briten geben auch einen Grund für die veränderte Rolle der Söldner an: "Die Rolle von Wagner hat sich wahrscheinlich geändert, weil das russische Verteidigungsministerium einen großen Mangel an Kampfinfanterie hat. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass die Wagner-Kräfte ausreichen, um den Verlauf des Krieges entscheidend zu beeinflussen."
Die Wagner-Gruppe mischt seit Jahren in zahlreichen Kriegsgebieten mit - unter anderem in Syrien, Libyen oder Mali. Dabei werden den Söldnern immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Wagner-Söldner sollen, wie die britische Zeitung "Times" Ende Februar berichtete, auch zu Beginn des Krieges versucht haben, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufzuspüren und zu töten. Schon Wochen vor Ausbruch des Krieges seien Söldner in der Ukraine aktiv gewesen. Außerdem sollten sie die Regierung in Kiew ausschalten und den Boden für eine russische Übernahme der Macht in der ukrainischen Hauptstadt bereiten, schrieb damals die Zeitung.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zu einem früheren Zeitpunkt erklärt, Wagner und ähnliche Organisationen würden weder vom russischen Staat bezahlt noch würden sie Russland vertreten. Für den Kreml scheint sich der Einsatz der Söldner allerdings zu lohnen. "Durch die Entsendung von Söldnern spart der Staat bei den Rentenansprüchen und Gehältern, die er den Soldaten der regulären Armee zahlen muss", schreibt ein ehemaliger Söldner in einem Buch über die Schattenarmee. "Und es ermöglicht auch, Tote verschwinden zu lassen."
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 29. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ghö