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Moskau macht Kiew verantwortlich Russischer Autor bei Bombenanschlag verletzt

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Der Sprengsatz explodierte in der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau.

Der Sprengsatz explodierte in der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau.

(Foto: REUTERS)

Erneut kommt es zu einer Attacke auf einen russischen Nationalisten: Bei einer Explosion in Nischni Nowgorod wird der kremlnahe Schriftsteller Sachar Prilepin verletzt. Moskau spricht von einem Terroranschlag, für den die Ukraine und der Westen verantwortlich seien.

Der kremlnahe russische Schriftsteller Sachar Prilepin ist bei einem mutmaßlichen Autobombenanschlag schwer verletzt worden. Ein weiterer Mensch sei "durch die Explosion getötet" worden, teilte das russische Innenministerium am Samstag mit. Der 47-jährige Prilepin sei am Samstag in seinem Auto in der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau unterwegs gewesen, als ein am Fahrzeug angebrachter Sprengsatz detonierte, meldeten mehrere staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die dortigen Behörden. Bei der getöteten Person soll es sich um den Fahrer handeln.

Russland macht die Ukraine für den Anschlag verantwortlich und spricht von einem "Terroranschlag". Die Ermittlungen seien zwar noch gar nicht abgeschlossen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. "Doch schon jetzt geht aus den Materialien (...) klar hervor, dass von einem erneuten Terroranschlag die Rede ist, der vom Kiewer Regime organisiert und ausgeführt wurde und hinter dem westliche Kuratoren stehen." Ein Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes SBU sagte auf Anfrage der Internetzeitung Ukrajinska Prawda, man werde eine Beteiligung an solchen Attentaten "weder bestätigen noch dementieren".

Sachar Prilepin ist glühender Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Sachar Prilepin ist glühender Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Zuvor erklärte das russische Innenministerium, einen 1993 geborenen Verdächtigen festgenommen zu haben und zeigte ein Video eines Mannes in Handschellen, der einen schwarzen Kapuzenpullover trägt. Das Ermittlungskomitee untersucht nach eigenen Angaben "die Beteiligung von Alexander Permjakow an dem Mordversuch an Sachar Prilepin". Dieser habe während des Verhörs erklärt, dass er auf Anweisung des ukrainischen Geheimdienstes gehandelt habe.

Der Zustand des verletzten russischen Autors ist Mediziner-Quellen zufolge "kritisch", wie die russischen Nachrichtenagentur Interfax berichtete. Der Gouverneur von Nischni Nowgorod, Gleb Nikitin, teilte mit, Prilepin sei mittlerweile operiert worden. Er habe mehrere Knochenbrüche erlitten.

Befürworter des Ukraine-Krieges

Prilepin setzte sich seit 2014 für die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine ein, an deren Seite er kämpfte. Seitdem reist Prilepin regelmäßig in den Osten der Ukraine. Er verteidigt Präsident Wladimir Putin und seine im Februar 2022 begonnene Offensive gegen die Ukraine. Der Autor von Romanen und Kurzgeschichten, in denen er seine persönlichen Erfahrungen insbesondere in Kriegsgebieten verarbeitet, beteiligte sich aktiv an patriotischen und traditionalistischen Bewegungen in Russland. Seit Ende Februar 2022 steht der Autor unter EU-Sanktionen. Im vergangenen Jahr hatte er sich einer Gruppe angeschlossen mit dem Ziel, Kulturschaffende in Russland mit "antirussischen Positionen" aufzuspüren.

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Kurz nach dem Attentat machte die russische Regierung den Westen für das Attentat verantwortlich. Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf den USA und Großbritannien vor, "ukrainischen Terrorismus" zu unterstützen. "Die Tatsache ist wahr geworden: Washington und die NATO haben eine weitere internationale Terrorzelle genährt - das Kiewer Regime", sagte Sacharowa. Für den Anschlag trügen die USA und Großbritannien die "direkte Verantwortung", erklärte Sacharowa, nannte aber dafür keinen Beweis.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kriegsunterstützer in Russland Ziel eines Attentats wurde: Erst vor einigen Wochen starb etwa der prominente Militärblogger Wladlen Tatarski durch eine Explosion in einem St. Petersburger Café. Im vergangenen August kam zudem Darja Dugina - Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin - nahe Moskau infolge einer Autobomben-Detonation ums Leben.

Quelle: ntv.de, spl/dpa/rts/AFP

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