Kurz vor Auslieferung an die USA Russischer Gouverneurssohn verschwindet aus Hausarrest in Italien
24.03.2023, 16:12 Uhr
Gouverneur Alexander Uss kann sich nicht erklären, wie sein Sohn verschwinden konnte.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Artjom Uss soll verbotene US-Technologien an Russland verkauft haben und deswegen von Italien an die USA ausgeliefert werden. Doch am Mittwoch verschwindet der Sohn des Gouverneurs der russischen Region Krasnojarsk aus seinem Mailänder Hausarrest. Sein Aufenthaltsort ist unklar.
Der von den USA gesuchte Sohn eines russischen Gouverneurs ist in Italien von der Bildfläche verschwunden. Italienische Medien berichten, dass Artjom Uss am Mittwoch der Aufsicht italienischer Polizisten entschwunden ist – nur einen Tag, nachdem ein italienisches Gericht dem Auslieferungsgesuch der USA stattgegeben hatte. Den italienischen Berichten zufolge könnte sich Uss inzwischen bereits im Ausland aufhalten.
Artjom Uss ist der Sohn des Gouverneurs der sibirischen Region Krasnojarsk, Alexander Uss. Am 17. Oktober hatte die italienische Polizei ihn auf Bitten der US-Regierung am Flughafen Mailand Malpensa festgenommen. Zuvor hatte die US-Justiz dem Gouverneurssohn und weiteren Verdächtigen vorgeworfen, US-Technologien an Russland verkauft zu haben. Einige dieser Technologien sollen laut Washington beim russischen Angriff auf die Ukraine zum Einsatz gekommen sein.
Uss durfte nach seiner Festnahme in sein Mailänder Apartment zurückkehren, musste allerdings eine elektronische Fußfessel tragen. Der Zeitung "La Repubblica" zufolge hatte die italienische Polizei ihm zuletzt am Mittwochmorgen einen Besuch abgestattet. Gegen Mittag sei der Alarm der Fußfessel losgegangen, heißt es. Uss sei seither nicht mehr aufgetaucht.
"Geopolitisches Spiel"
Uss' Vater Alexander äußerte Sorge über den Verbleib seines Sohnes. "Ich weiß nicht, wo er ist und was im Detail passiert ist", sagte er auf einer Pressekonferenz. Er verstehe nicht, wie sein Sohn habe verschwinden können. Schließlich habe "die Polizei sogar mehrmals in der Nacht" nach ihm gesehen.
Die Ermittlungen gegen seinen Sohn hatte Uss zuvor als "politisch motiviert" bezeichnet. Er sagte, Artjom sei in ein "geopolitisches Spiel" verwickelt, die Anschuldigungen gegen ihn seien "fabriziert".
Nach seiner Verhaftung im Oktober hatte Russland Uss wegen Geldwäschevorwürfen selbst auf eine Fahndungsliste gesetzt. Es wird vermutet, dass die russische Regierung ihre Ermittlungen als Begründung für einen eigenen Auslieferungsantrag angeben wollte.
Quelle: ntv.de, chr/AFP