Papst will Kirill nicht treffen Russischer Patriarch soll auf EU-Sanktionsliste
04.05.2022, 16:45 Uhr
Patriarch vor Ostereier-Kulisse: Kirill will sich von den drohenden EU-Sanktionen nicht schrecken lassen.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
In seinen Predigten stellt sich das Oberhaupt der russischen Kirche mit Leib und Seele hinter Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine. Patriarch Kirill ist so kremltreu, dass Papst Franziskus ihn derzeit nicht treffen will. Nun setzt die EU den Geistlichen auf eine Sanktionsliste, die gerade beraten wird.
Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill soll wegen seiner Unterstützung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Sanktionsliste der EU kommen. Wie mehrere Diplomaten in Brüssel bestätigten, haben der Europäische Auswärtige Dienst und die EU-Kommission den Mitgliedstaaten einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Er ist Teil des Entwurfs für ein sechstes Sanktionspaket gegen Russland, das derzeit von den Mitgliedstaaten beraten wird. Konkret würden Sanktionen gegen Kirill bedeuten, dass der Geistliche nicht mehr in die EU einreisen darf. Zudem müssten möglicherweise von ihm in der EU vorhandene Vermögenswerte eingefroren werden.
Bereits heute unterliegen nach EU-Angaben 1093 Personen und 80 Organisationen solchen Strafen, weil sie Handlungen begangen haben, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben. Kirill pflegt engen Kontakt zu Präsident Wladimir Putin und zeigte sich bislang sehr kremltreu. Der 75-Jährige stellte sich in seinen Predigten immer wieder hinter den Kriegskurs und behauptete zuletzt sogar, dass Russland noch nie ein anderes Land angegriffen habe.
"Kriegsrechtfertigungen vorgelesen": Papst über Zoom-Meeting mit Kirill
Das katholische Kirchenoberhaupt Papst Franziskus sagte zuletzt ein für Juni geplantes Treffen mit Kirill ab. Er halte den Patriarchen nicht für den Richtigen, um Putin umzustimmen, sagte Franziskus gestern in einem Interview mit dem "Corriere della Sera". "Ich habe 40 Minuten mit Kirill über Zoom gesprochen. In den ersten 20 hat er mir mit einem Zettel in der Hand die Rechtfertigungen für den Krieg vorgelesen", schilderte Franziskus seine Eindrücke.
Kirills Sprecher Wladimir Legoida kritisierte die geplanten Sanktionen als "wahl- und sinnlos". Kirill sei mit solchen Äußerungen auch nicht zu erschrecken. Der Patriarch "entstammt aus einer Familie, deren Mitglieder während der kommunistischen Gottlosigkeit jahrzehntelang Repressionen für ihren Glauben und ihre moralische Haltung ausgesetzt waren", schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.
Mit ihrem sechsten Sanktionspaket setzt die Europäische Union vor allem auf ein Öl-Embargo, um den Druck auf Russland im Ukraine-Krieg zu erhöhen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schlägt den Mitgliedsstaaten einen schrittweisen Importstopp für Rohöl und Ölprodukte bis zum Jahresende vor. Ungarn meldete allerdings umgehend massive Vorbehalte an. Damit zeichnen sich schwierige Verhandlungen unter den Mitgliedstaaten ab, die das Sanktionspaket nur einstimmig billigen können.
Quelle: ntv.de, mau/dpa