Politik

Abstruser Aufruf zu mehr Kindern Russischer Skandal-Priester stirbt bei Beschuss in Cherson

Nach Michail Wassiljews (l.) Auffassung sollen Frauen mehr Kinder bekommen - um sie in den Krieg zu schicken.

Nach Michail Wassiljews (l.) Auffassung sollen Frauen mehr Kinder bekommen - um sie in den Krieg zu schicken.

(Foto: imago images / ITAR-TASS)

Vor einer Woche sorgt der russische Priester Michail Wassiljew mit einem Aufruf für Entsetzen: Frauen sollen mehr Kinder bekommen, damit es ihnen weniger schmerzhaft fällt, sie in den Krieg zu schicken. Nun stirbt der Geistliche im Kampfgebiet. Seine Frau und fünf Kinder nehmen Beileidsbekundungen entgegen.

Im Kriegsgebiet in der Ukraine ist der hochrangige russische Priester Michail Wassiljew ums Leben gekommen. Der Erzpriester starb am Sonntagmorgen "im Gebiet der speziellen Militäroperation", heißt es in einer Mitteilung der Russisch-Orthodoxen Kirche. Er habe sich in der Ukraine aufgehalten, um seine "seelsorgerischen Pflichten" auszuüben, hieß es weiter. Erst Ende Oktober sorgte ein Interview mit dem Geistlichen für Entsetzen, in dem er russische Frauen dazu aufrief, mehr Kinder zu gebären, um diese einfacher in den Krieg schicken zu können.

Der russische Propagandist Alexander Sladkow, der für das Staatsfernsehen als Kriegsreporter in der Ukraine unterwegs ist, schrieb in seinem Telegram-Kanal, sein "Freund" Wassiljew sei in der Region Cherson im Süden des Landes infolge eines Raketenbeschusses der ukrainischen Streitkräfte gestorben. Patriarch Kyrill, das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, sprach der "Familie, den Freunden und den geistlichen Kindern" des Verstorbenen sein Beileid aus, den er als "mutigen, entschlossenen und aufopferungsvollen Seelenhirten" bezeichnete, der unter den Militärs als "Priester der Fallschirmjäger" bekannt gewesen sei.

Als Priester nahm Wassiljew an Einsätzen in zahlreichen Kriegsgebieten teil: Im Kosovo, Bosnien, Abchasien, Nordkaukasus und Syrien. Er wurde mit mehreren russischen Orden ausgezeichnet. Immer wieder segnete der Geistliche schwere Waffen der russischen Streitkräfte, wie das atomwaffenfähig Raketensystem "Iskander" oder das ballistische Raketensystem "Topol".

"Mütterchen, halte durch"

Dem breiten Publikum bekannt wurde Wassiljew aber erst vor wenigen Tagen. In einem Interview mit dem nationalistischen orthodoxen Fernsehsender Spas äußerte Wassiljew die Meinung, dass es für Frauen in Russland einfacher wäre, ihre Söhne in den Krieg zu schicken, wenn sie mehr Kinder zur Welt brächten. Angesichts der Mobilisierung in Russland fragte die Moderatorin den Geistlichen nach seiner Meinung über Mütter, die um das Leben ihrer Söhne fürchten und ihnen helfen, das Land zu verlassen, um nicht eingezogen zu werden.

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"Der Herr hat jeder Frau geboten, viele Kinder zu gebären", antwortete Wassiljew. "Und wenn eine Frau, die dieses Gebot erfüllt - 'seid fruchtbar und mehret euch' -, auf die im weitesten Sinne künstlichen Mittel der Schwangerschaftsunterbrechung verzichtet, dann wird sie natürlich mehr als ein Kind bekommen", fuhr er fort. "So wird es für sie nicht so schmerzhaft und beängstigend sein, sich von ihnen zu trennen."

Laut dem Propagandisten Sladkow hinterlässt Wassiljew eine Frau und fünf Kinder. Ob seine Kinder in der Ukraine kämpfen, ist nicht bekannt. "Mütterchen, halte durch", schrieb Sladkow an Wassiljews Frau gerichtet.

Quelle: ntv.de, uzh

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