Jahrestagung mit Schoigu Putin verspricht seinen Militärs den Sieg
23.12.2022, 10:52 Uhr (aktualisiert)Bei seiner Rede zur Jahrestagung des Verteidigungsministeriums gibt sich der russische Präsident siegesgewiss. Putin verspricht der Armee viel Geld, um die Streitkräfte zu modernisieren und den Bürgern viel Geld für den Sozialstaat. Den Krieg habe Russland nicht angefangen.
Kremlchef Wladimir Putin hat sich bei einer Rede vor der Militärführung überzeugt gezeigt, dass Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gewinnt. "Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt alle unsere Ziele erreichen", sagte er in einer vom Fernsehen übertragenen Rede in einer erweiterten Sitzung des russischen Verteidigungsministeriums. Seine Rede begann er mit einer Schweigeminute für die im Krieg getöteten Soldaten. Den Krieg bewertete er allerdings als wertvolle Erfahrung für den weiteren Aufbau des eigenen Militärs. Seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland verglich Putin mit dem Vaterländischen Krieg 1812 gegen Napoleon sowie mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Der 70-Jährige forderte ein höheres Tempo bei der Aufrüstung und Modernisierung der Streitkräfte. Auch die "Kampfbereitschaft" der Atomstreitkräfte solle verbessert werden. Als weiteres Beispiel nannte der Kremlchef den Einsatz von Drohnen. Das gilt bisher als ein Schwachpunkt der russischen Streitkräfte. Drohnen müssten auf allen Ebenen der Kampfführung verfügbar sein, sagte Putin. "Jeder Soldat muss die Möglichkeit haben, Informationen von Drohnen zu bekommen." Für die weitere Aufrüstung der Armee gebe es "keine finanziellen Beschränkungen", betonte der Kremlchef. Anfang Januar werde die Fregatte "Admiral Gorschkow" der russischen Marine zudem über die neue Hyperschall-Rakete Zirkon verfügen, sagte Putin bei dem Treffen weiter. Die Rakete suche weltweit ihresgleichen. Sie gehört zu einer neuen Gruppe von Waffen, die Moskau in den vergangenen Jahren entwickelt hat.
Schoigu will mehr Soldaten
Auch Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte an, die Streitkräfte des Landes zahlenmäßig deutlich aufzustocken. Er schlage vor, die Zahl der Soldaten auf 1,5 Millionen anzuheben, sagte Schoigu bei der Sitzung des Verteidigungsministeriums. Das entspricht einer Aufstockung von 350.000 Soldaten. Der Kremlchef erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden. Vor allen bei den Zeitsoldaten soll deutlich nachgelegt werden. Deren Zahl soll auf 695.000 steigen.
Zugleich wird auch der Alterszeitraum, in dem junge Männer als Wehrpflichtige eingezogen werden können, erweitert. Schoigu schlug als Höchstgrenze 30 Jahre vor. Bisher wurden in Russland vor allem junge Männer nach Vollendung des 18. Lebensjahres einberufen. Dies alles dient nach Schoigus Angaben dem notwendigen Ausbau der Streitkräfte wegen der Nato-Erweiterung. Daher forderte der 67-Jährige, gerade im Nordwesten Russlands an der Grenze zu den potenziellen neuen NATO-Staaten Schweden und Finnland neue Einheiten aufzustellen.
"Ukraine gehirngewaschen"
Wie in früheren Reden bekannte sich Putin nicht als Treiber des Angriffs auf die Ukraine. Eine wesentliche Kriegsursache machte er in einer angeblichen Gehirnwäsche der ehemaligen Sowjetrepubliken durch "geopolitische Rivalen" aus. Vor allem die Ukraine ist aus seiner Sicht manipuliert worden. Dabei habe sich Russland jahrelang um brüderliche Beziehungen bemüht, sagte der Präsident auf der Jahresabschlusstagung. Er sehe die Ukrainer auch immer noch als Brudervolk an. Was jetzt passiere, sei nicht das Ergebnis russischer Politik, sondern Frucht der Politik von "Drittländern".
Nach innen versuchte Putin die Russen zu beruhigen. Der Krieg werde die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Russland nicht eintrüben, versprach er. Die Wirtschaft werde nicht in eine Kriegswirtschaft verwandelt werden. Russland werde seine militärischen Kräfte stetig und geordnet verbessern, ohne staatliche soziale Maßnahmen auszuhöhlen.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 21. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP/rts