Angriffe mit Kamikaze-Drohnen Russland attackiert erneut kritische Infrastruktur
13.10.2022, 10:37 Uhr
Seit einigen Tagen wird Kiew, wie hier Anfang der Woche, wieder verstärkt attackiert.
(Foto: dpa)
Der neu ernannte Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine, "General Armageddon", macht weiter wie bisher: Erneut greifen russische Truppen Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und Wohnhäuser an. Der Westen verspricht Kiew nun Luftabwehrsysteme.
Bei neuen russischen Angriffen sind nach ukrainischen Angaben wieder mehrere Ortschaften in der Ukraine ins Visier genommen worden. So sollen Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in der Region der Hauptstadt Kiew getroffen worden sein, teilte der stellvertretende Chef des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Tymoschenko, bei Telegram mit. Es habe sich wieder um Angriffe mit iranischen Kamikaze-Drohnen gehandelt. Sie hätten sich am Morgen ereignet.
In der Nacht wurde außerdem ukrainischen Berichten zufolge die Stadt Mykolajiw unter schweren Raketenbeschuss genommen. "Ein fünfstöckiges Wohnhaus wurde getroffen, die beiden oberen Stockwerke wurden vollständig zerstört, der Rest liegt in Trümmern. Rettungskräfte arbeiten vor Ort", sagte Bürgermeister Oleksandr Senkewitsch laut sozialen Medien. Die Stadt im Süden des Landes in der Nähe des Schwarzen Meeres werde "massiv beschossen". Außerdem beschossen russische Streitkräfte in den vergangenen 24 Stunden offenbar mehrere Siedlungen in der Region Charkiw. Dabei wurden zwei Männer verletzt, wie der Gouverneur der Oblast, Oleh Syniehubov, berichtete.
Die Ukraine meldete in den vergangenen Wochen eine Reihe von russischen Angriffen mit Shahed-136-Drohnen aus iranischer Produktion, die auch als Kamikaze-Drohnen bezeichnet werden. Der Iran bestreitet, die Drohnen an Russland geliefert zu haben. Die Führung in Moskau äußerte sich nicht dazu.
Die verstärkten Angriffe gehen auf das Konto des neu ernannten Kommandeurs der russischen Streitkräfte in der Ukraine, "General Armageddon" Sergej Surowikin. Zwei Tage nach seiner Ernennung beschoss die russische Armee am Montag die Ukraine großflächig mit Raketen - selbst das Zentrum der Hauptstadt Kiew blieb nicht verschont. Insgesamt 20 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt. "Der erste Arbeitstag ist eine hervorragende Gelegenheit, um sich von seiner besten Seite zu zeigen. Mir scheint, ich komme mit der Aufgabe bestens klar", zitierten russische Medien den General anschließend.
Westen liefert Luftabwehrsysteme
Zur Verhinderung solcher Angriffe aus der Luft verspricht Großbritannien der Ukraine nun Luftabwehrraketen. "Die AMRAAM-Raketen (...) werden in den kommenden Wochen für den Einsatz mit den von den USA zugesagten NASAMS-Luftabwehrsystemen bereitgestellt", erklärte das britische Verteidigungsministerium. Die Raketen würden dazu beitragen, die kritische Infrastruktur in der Ukraine zu schützen, hieß es. Außerdem kündigte Großbritannien an, Drohnen zur Unterstützung der ukrainischen Nachrichtendienste sowie 18 Haubitzen - zusätzlich zu den bereits gelieferten 64 Geschützen - zu liefern. "Diese Waffen werden der Ukraine helfen, ihren Luftraum gegen Angriffe zu verteidigen und (...) ihre Raketenabwehr zu stärken", sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace.
Zuvor hatte Frankreich der Ukraine bereits die Lieferung von Luftabwehrsystemen zugesagt. "Wir werden Radargeräte, (Luftabwehr-)Systeme und Raketen liefern", um die Ukrainer "insbesondere vor Drohnenangriffen zu schützen", sagte Präsident Emmanuel Macron im Interview mit dem Sender France 2. Die Ankündigungen erfolgten, nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag die G7-Staaten aufgefordert hatte, sein Land beim Aufbau eines Luftabwehrsystems zu unterstützen.
Deutschland hat der Ukraine bereits ein erstes Luftabwehrsystem vom Typ IRIS-T SLM geliefert, drei weitere sollen im kommenden Jahr folgen, wie Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht bestätigte.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts