Angriffe im Westen der Ukraine Russland beschießt Krankenhäuser in Mykolajiw
12.03.2022, 13:53 Uhr
Auch die zentralukrainische Stadt Dnipro ist erneut angegriffen worden. (Archivbild vom Donnerstag)
(Foto: picture alliance / newscom)
In der Nacht verstärkt die russische Armee erneut ihre Angriffe auf die Ukraine -inzwischen gibt es nähere Informationen. Demnach ist es in weiten Teilen des Landes zu Luftschlägen gekommen. In der Südukraine treffen Raketen unter anderem ein neues Krebszentrum.
Die russische Armee hat bei Angriffen auf die Hafenstadt Mykolajiw in der Südukraine Krankenhäuser beschossen. Wie eine Reporterin berichtete, wurde die Stadt nahe Odessa in der Nacht zum heutigen Samstag ununterbrochen beschossen. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.
In dem neu renovierten Krebszentrum, in dem sich Patienten tagsüber einer Chemotherapie unterziehen, gingen Fenster zu Bruch. An den Türen waren Einschusslöcher zu sehen. Es gebe in der Gegend nur zivile und keine militärischen Ziele, sagte der Leiter des Krankenhauses im Stadtviertel Ingulski, Dmytro Lagotschew. "Hier gibt es ein Krankenhaus, ein Waisenhaus, eine Augenklinik."
In dem Krebszentrum waren während des Angriffs weder Patienten noch Angestellte. In der Augenklinik brachten sich Patienten im Keller in Sicherheit. "Wir haben die ganze Nacht im Keller verbracht, alle haben gezittert, die Patienten hatten Angst", sagte Klinikleiterin Kasimira Rilkowa. Zur Zahl der Patienten machte sie keine Angaben. Das Stadtviertel Ingulski liegt im Norden von Mykolajiw. Die Bewohner haben keine Heizung mehr, viele versuchen die Stadt zu verlassen.
Militärische Ziele unter Beschuss
Auch aus dem Westen der Ukraine wurden in der Nacht Luftangriffe gemeldet. Mindestens sechs Langstreckenbomber des Typs Tupolew Tu-95 hätten Luft-Boden-Raketen gegen Ziele in Luzk und Iwano-Frankiwsk eingesetzt. Das russische Militär hatte den Beschuss der militärischen Ziele nahe der beiden Orte am Freitag gemeldet.
Inzwischen sind nähere Informationen dazu bekannt. Medienberichten zufolge wurde in Luzk eine Fabrik zur Reparatur von Triebwerken von Kampfflugzeugen getroffen. Auch die zentralukrainische Stadt Dnipro, die früher Dnjepropetrowsk hieß, sei angegriffen worden. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, sie habe mit Kampfjets der Typen MiG-29 und Su-27 etwa zehn Angriffe unter anderem auf feindliche Flugzeuge geflogen. Die Angaben lassen sich nur schwer überprüfen.
Ukrainischen Behörden zufolge wurden in der Nacht in Wassylkiw südlich von Kiew beim Angriff auf einen Militärflughafen auch ein Munitionsdepot und ein Treibstofflager getroffen. Das Flugfeld sei mit acht Raketen komplett zerstört worden. Über den Angriff auf Wassylkiw hatte die russische Seite heute Morgen ebenfalls informiert. Angegriffen wurde auch der Militärflugplatz Kanatowo in der Nähe der zentralukrainischen Stadt Kropywnyzkyj. Über Opfer wurde nichts bekannt gegeben. Die seit Tagen umkämpfte nordukrainische Großstadt Tschernihiw ist Behördenangaben nach zu großen Teilen ohne Strom, Wasser, Heizung und Gas.
Aufbau von Fluchtkorridoren in Planung
Der Versuch, Zivilisten aus den umkämpfen Städten zu evakuieren, läuft derweil weiter. Es seien mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore geplant. Aus Saporischschja habe sich erneut ein Konvoi mit Hilfsgütern und Bussen auf den Weg in die belagerte Hafenstadt Mariupol gemacht, sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk.
Es ist der fünfte Versuch, die Stadt am Asowschen Meer zu erreichen. Bisher kamen die vereinbarten Korridore nie zustande. Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern. Die prorussischen Separatisten brachten nach eigenen Angaben seit Freitagmorgen 217 Zivilisten aus Mariupol in Sicherheit.
Wereschtschuk sagte, es gebe auch Korridore für mehrere Orte nordwestlich von Kiew, unter anderem Hostomel, Makariw und Borodjanka. Dort hat sich die russische Armee seit Tagen festgesetzt und versucht weiter, die Hauptstadt auch von Westen her zu blockieren. Außerdem gab es erneut im Nordosten des Landes Evakuierungsversuche unter anderem aus der Stadt Sumy.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP