Politik

Der Kriegstag im Überblick Russland greift auf breiter Front an - Foltereinsatz in AKW Saporischschja 

Die frontnahe Großstadt Saporischschja war erneut Ziel von Angriffen.

Die frontnahe Großstadt Saporischschja war erneut Ziel von Angriffen.

(Foto: AP)

Entlang der Frontlinie kommt es zu russischen Angriffen auf die Ukraine. In der Hauptstadtregion wird eine Anlage zur Energieversorgung beschädigt. Die USA reagieren auf Russlands Vorgehen mit einer Aufstockung der Militärhilfen für Kiew. Aus dem Atomkraftwerk Saporischschja dringen derweil Berichte über das brutale Vorgehen der russischen Besatzer nach außen. Der 234. Kriegstag im Überblick.

Russland beschießt Stellungen entlang der gesamten Front

In mehreren Landesteilen meldet die Ukraine russischen Beschuss. Im abendlichen Lagebericht des Generalstabs ist von vier Raketenangriffen die Rede. 17 Mal habe es einen Beschuss aus Flugzeugen gegeben, zehnmal seien Raketenwerfer eingesetzt worden. Mehr als 20 Siedlungen seien getroffen worden, darunter Kostjantyniwka im Donezker Gebiet im Osten der Ukraine und Iwaniwka im Gebiet Cherson.

Bereits in der Nacht wurden laut der ukrainischen Behörden in der frontnahen Großstadt Saporischschja im Süden wurden demnach Objekte der Infrastruktur getroffen. Über dem benachbarten Gebiet Dnipropetrowsk gelang es nach Angaben der örtlichen Behörden, fünf feindliche Drohnen iranischer Bauart abzufangen. Dort schlugen aber im Kreis Nikopol mehr als 50 Geschosse von Mehrfachraketenwerfern und schwerer Artillerie ein. Zwei Menschen seien verletzt worden.

Im Umland der ukrainischen Hauptstadt Kiew beschädigte ein russischer Raketentreffer eine Anlage zur Energieversorgung schwer. Laut dem Betreiber Ukrenerho arbeiten Spezialisten daran, für Kiew und die Zentralukraine wieder eine zuverlässige Stromversorgung herzustellen.

Berichte über neuen Angriff in Cherson

Nach russischen Informationen hat die Ukraine einen neuen Angriff zur Befreiung des besetzten Gebietes Cherson im Süden des Landes begonnen. Die Angaben dazu gehen allerdings auseinander. Der Vizechef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, sagt, es habe lediglich Artilleriefeuer gegeben. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilt mit, die Attacke sei abgewehrt worden. Dagegen berichten russische Militärblogger von andauernden erbitterten Kämpfen. Die ukrainische Armee setze viele Panzer und Panzerfahrzeuge ein.

USA stocken Militärhilfen massiv auf

Die USA haben der Ukraine weitere Militärhilfen im Umfang von 725 Millionen Dollar, umgerechnet 745 Millionen Euro, zugesagt. Dazu gehöre unter anderem mehr Munition für die HIMARS-Raketenwerfer, so das US-Verteidigungsministerium. US-Außenminister Antony Blinken erklärte in Washington, die US-Hilfen würden "als Folge von Russlands brutalen Raketenangriffen auf Zivilisten in der Ukraine" und angesichts "zunehmender Belege für Verbrechen durch die russische Armee" aufgestockt.

Öldepot im russischen Belgorod steht in Flammen

In der russischen Grenzregion Belgorod steht derweil ein Öldepot in Brand. Dieser soll nach Bombardements erfolgt sein. "Wir werden wieder beschossen. Eine der Granaten hat das Öldepot in der Region Belgorod getroffen", erklärt der örtliche Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. Die Einsatzkräfte seien vor Ort, es bestehe "kein Risiko", dass das Feuer sich ausbreite, heißt es weiter. Auf einem vom Gouverneur veröffentlichten Foto waren Flammen und Schwaden schwarzen Rauchs zu sehen, die über einem Gebäude aufstiegen.

Foltereinsatz in AKW Saporischschja

Im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja werden die einheimischen Mitarbeiter harten Verhören unterzogen. Auch Foltermethoden wenden die russischen Soldaten an, wenn sie Ukrainer der Sabotage oder Information des ukrainischen Militärs verdächtigen. Bei einem Besuch im AKW forderte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Mariano Grossi, "dass es den Mitarbeitern erlaubt sein muss, ihre lebenswichtigen Aufgaben ohne unangemessene Einmischung oder Druck zu erfüllen".

Russische Truppen erreichen Belarus

Russland schickt die ersten Soldaten für eine gemeinsame Truppe mit Belarus in das Nachbarland. Das belarussische Verteidigungsministerium in Minsk bestätigt die Ankunft mehrerer Eisenbahnzüge mit russischen Soldaten. Angaben zu den aktuellen Zahlen der Truppenverlegung oder zur künftigen Stärke der Gemeinschaftstruppe wurden nicht gemacht. Militärexperten im Weißen Haus sehen jedoch keine Anzeichen, dass weißrussische Truppen sich auf einen Einmarsch in die Ukraine vorbereiten. Demnach würde ein Kriegseintritt das Regime des Präsidenten Lukaschenko innenpolitisch in Gefahr bringen. Zudem sei die Qualität der belarussischen Streitkräfte zu gering.

Reservisten sind mangelhaft ausgerüstet

Von Russland mobilisierte Reservisten werden nach britischen Angaben mit mangelhafter Ausrüstung in den Krieg gegen die Ukraine geschickt. "Das durchschnittliche Niveau ihrer persönlichen Ausrüstung ist mit ziemlicher Sicherheit niedriger als die ohnehin schlechte Versorgung von zuvor eingesetzten Truppen", heißt es. Viele Reservisten müssten ihren eigenen Körperschutz wahrscheinlich selbst kaufen. Der Preis für eine moderne Schutzweste vom Typ 6B45 habe sich im Online-Handel seit April mehr als verdreifacht.

Melnyk ist zurück in der Ukraine

Nach fast acht Jahren als ukrainischer Botschafter in Berlin ist Andrij Melnyk wieder in der Ukraine. Am Abend überquerte er die Grenze in die Ukraine, wie er mitteilte. Am Montag wird sein Nachfolger Oleksii Makeiev in Berlin erwartet.

Zuvor hatte Melnyk noch zum Aufbau einer "europäischen Panzerallianz" zur Unterstützung seines Landes aufgerufen. "Ein Dutzend Staaten verfügt über 2000 Leopard-2-Panzer", sagte Melnyk der "Welt am Sonntag". "Wenn jedes dieser Länder etwa zehn Prozent davon an die Ukraine abtritt, können wir eine ganze Armee von 200 oder mehr Panzern bilden, um die von Russland besetzten ukrainischen Gebiete schneller zu befreien."

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Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP/rts

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