Wagenknecht im "ntv Frühstart" "Russland ist Atommacht - wollen wir es darauf ankommen lassen?"
11.11.2022, 06:18 Uhr
Sahra Wagenknecht fordert weiter ein Ende des Krieges gegen die Ukraine am Verhandlungstisch und schürt die Sorge vor dem Einsatz von Atomwaffen: Russland werde sich nicht zurückziehen, ohne alle Karten ausgespielt zu haben. Einmal mehr kritisiert sie den in ihren Augen sinnlosen "Wirtschaftskrieg" gegen Moskau.
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht zeigt sich unbeeindruckt von den jüngsten Erfolgen der ukrainischen Armee und beharrt weiter auf einer Verhandlungslösung für den Ukraine-Krieg. "Russland wird sich nicht einfach mal so aus der Ukraine zurückziehen, ohne alle militärischen Karten ausgereizt zu haben", sagte sie im "ntv Frühstart". Weiter sagte sie: "Russland ist eine Atommacht - wollen wir es wirklich darauf ankommen lassen?" Natürlich könne es sein, dass die Situation jetzt dazu beiträgt, dass die Verhandlungsbereitschaft auf russischer Seite wachse. Die russische Armee hatte angekündigt, sich aus der südukrainischen Großstadt Cherson zurückziehen zu wollen.
"Ich erwarte von den westlichen Ländern, dass hier Druck ausgeübt wird, dass Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten da ist, dass man sich zusammensetzt und dass eine Friedenslösung gesucht wird und möglichst schnell eben ein Waffenstillstand kommt", sagte Wagenknecht weiter.
Zugleich verteidigte sie ihre Aussage über einen Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland. "Wenn gegen ein Land große Sanktionen verhängt werden, und gegen Russland sind massivste Sanktionen verhängt worden, dann ist das ein Wirtschaftskrieg", sagte Wagenknecht. In diesem Zusammenhang beklagte sie ein "ganz merkwürdiges Diskussionsklima" in Deutschland - als ob man die Dinge nicht mehr beim Namen nennen dürfe.
"Gibt leeres Feld im politischen Spektrum"
"Natürlich ist das ein Wirtschaftskrieg, und ich halte ihn für sinnlos. Er verändert die russische Kriegsführung in keiner Weise", so Wagenknecht. Stattdessen richte er in Deutschland "Verheerendes" an und zerstöre, wenn er weitergeht, unsere Industrie. "Ich finde das unverantwortlich, so eine Politik fortzusetzen", so die Linken-Politikerin.
Unterdessen denkt Wagenknecht weiter über die Gründung einer neuen Partei nach. "Im Kern geht es um Folgendes: Wir haben eine Situation, wo es im politischen Spektrum ein riesiges leeres Feld gibt", sagte sie. "Viele Menschen sagen, wir fühlen uns von keiner Partei mehr vertreten."
Die Politik der Ampelkoalition zerstöre den Wohlstand. Von der Opposition mit CDU und AfD fühle man sich nicht abgeholt. "Wo bleibt eine Kraft, die glaubwürdig für Frieden, für Gerechtigkeit, aber auch für eine Prosperität unserer Wirtschaft steht? Die ist nicht da", konstatierte Wagenknecht.
Zugleich räumte die Linken-Politikerin ein, dass eine Parteigründung "in Deutschland relativ schwierig" sei. Aber die Diskussion führe nicht nur sie. "Ich wünsche mir schon, dass sehr viele, die jetzt noch sagen, wir haben keine Adressaten auf dem Wahlzettel, doch bei der nächsten Bundestagswahl dann möglicherweise einen Adressaten finden." Wagenknecht weiter: "Früher war das die Linke, und mal gucken, wie es weitergeht."
Quelle: ntv.de, ako