Taktik der Kadyrow-Kämpfer? Russland nutzt wohl alte Fahrzeuge als rollende Bomben
13.07.2023, 11:58 Uhr Artikel anhören
Es wird davon ausgegangen, dass die Fahrzeugbomben ihr Ziel meistens nicht erreichen.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Laut britischem Geheimdienst nutzen die russischen Streitkräfte eine weitere perfide Methode, um die Ukrainer zu attackieren. Demnach werden alte Fahrzeuge zu rollenden Bomben umgebaut. Vermutet wird, dass das Vorgehen auf Einheiten aus Tschetschenien zurückzuführen ist.
Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes nutzt Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch improvisierte Fahrzeugbomben. Im Juni habe es Berichte gegeben, dass russische Streitkräfte veraltete, gepanzerte Fahrzeuge mit mehreren Tonnen Sprengstoff als rollende Bomben eingesetzt hätten, teilte das Verteidigungsministerium in London bei Twitter mit. Die Besatzung springe wahrscheinlich nach dem Start aus dem Fahrzeug. Die meisten russischen Fälle seien rund um Marjinka in der Nähe der ostukrainischen Stadt Donezk gemeldet worden, hieß es in dem täglichen Update des Verteidigungsministeriums.
Die Briten bringen die Fälle mit Einheiten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus zusammen. Die Bomben-Attacken hätten begonnen, nachdem tschetschenische Einheiten die Region verstärkt hätten, schrieb das Ministerium. Es verwies auch darauf, dass tschetschenische Einheiten Erfahrung mit improvisierten Sprengsätzen aus den Tschetschenien-Kriegen der 1990er Jahre hätten.
Das Verteidigungsministerium in London geht davon aus, dass die meisten dieser präparierten Fahrzeuge der Russen aufgrund von Panzerabwehrminen und Beschuss "mit ziemlicher Sicherheit" explodiert sind, bevor sie ihr Ziel erreichten. Allerdings lösten diese Sprengsätze extrem große Explosionen aus, die wahrscheinlich einen psychologischen Effekt auf die Verteidigungskräfte hätten.
Ferngesteuerter Panzer wurde wohl ebenfalls beladen
Auf Twitter kursierte Mitte Juni bereits ein Video, das einen ferngesteuerten ukrainischen T-54-Panzer in der besagten Region um Marjinka zeigen soll. Offenbar wurde er zuvor von russischen Streitkräften gekapert, mit Sprengstoff gefüllt und anschließend per Autopilot zurück zu ukrainischen Stellungen geschickt. Die T-54-Panzer gelten als stark veraltet. Sie wurden vor mehreren Jahrzehnten in der Sowjetunion entwickelt.
Laut dem österreichischen Oberst Markus Reisner handelt es sich bei den Angriffen um eine Taktik, die bereits aus der Zeit des sogenannten Islamischen Staats bekannt ist. Auch dessen Kämpfer hätten Panzer zum Teil mit einer Sprengstoffmenge bis zu 1000 Kilogramm vollgeladen und zu feindlichen Stellungen geschickt.
Gegenüber ntv.de sagte Reisner in Bezug auf die Taktik der russischen Streitkräfte: "Damit wollen sie eine Bresche in die Verteidigung der Ukraine schlagen. Das erinnert auch an die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Da gab es auf deutscher Seite den sogenannten Goliath und Borgward. Das waren zwei ähnlich konstruierte Spezialpanzer, die auch dazu gedacht waren, eine Bresche beim Gegner zu schlagen und dann durch diese Bresche vorzustoßen. Genau das versuchen die Russen offensichtlich auch."
Quelle: ntv.de, rog/dpa