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ATACMS-Lieferung auf Kippe USA: Ukraine braucht Artillerie statt Raketen

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Die Ukraine braucht für Artilleriegeschosse, wie den kroatischen RAK-SA-12 128-mm-Mehrfachraketenwerfer, mehr Munition.

Die Ukraine braucht für Artilleriegeschosse, wie den kroatischen RAK-SA-12 128-mm-Mehrfachraketenwerfer, mehr Munition.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Ukraine hat die USA um Raketen mit hoher Reichweite gebeten - doch Washington zögert noch. Während weitere Partner deutlich bereitwilliger sind, solche Waffen zu liefern, hält Präsident Joe Biden etwas anderes für entscheidender: Artilleriemunition. Die ist bekanntlich knapp.

Im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland kommt es nach den Worten von US-Präsident Joe Biden derzeit nicht prioritär auf Raketen größerer Reichweite von den USA an. Auf die Frage einer Reporterin, ob er darüber nachdenke, der Ukraine Raketen vom Typ ATACMS bereitzustellen, sagte Biden: "Ja, aber sie haben jetzt das Äquivalent von ATACMS. Was wir vor allem brauchen, sind Artilleriegeschosse und die sind knapp. Wir arbeiten daran." Biden äußerte sich am Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius vor der Weiterreise nach Finnland.

In Deutschland werden beispielsweise in einer großen Fabrik von Rheinmetall in der Lüneburger Heide Artilleriegeschosse für die Ukraine produziert. Das Werk läuft auf Hochtouren - auch wegen der Produktion von Panzer-Munition und weil die sich leerenden Bestände der NATO-Partner wieder aufgefüllt werden sollen. Die Bundesregierung verkündete kürzlich, dass die Ukraine in einem neuen großen Waffenpaket unter anderem 20.000 Schuss Artilleriemunition erhält. Die reichen wohl aber nicht lange aus: In verschiedenen Berichten in den letzten Monaten hieß es, die Streitkräfte würden täglich 5000 bis 10.000 Artilleriegeschosse verbrauchen.

ATACMS-Raketen könnten Ziele weit hinter der Front treffen

Die Ukraine fordert im Kampf gegen die russische Invasion seit Längerem Raketen größerer Reichweite von den westlichen Verbündeten. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor wenigen Tagen in einem CNN-Interview noch gesagt, dass diese helfen würden, in der Gegenoffensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete schneller voranzukommen.

Die ukrainischen Streitkräfte verfügen bereits über von Großbritannien gelieferte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow, die 550 Kilometer Reichweite haben. Das angegriffene Land bekam während dem NATO-Gipfel in Litauen auch von Frankreich die Zusage für Marschflugkörper.

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Raketen vom Typ ATACMS werden vom Boden aus gegen Bodenziele abgefeuert. Der österreichische Oberst Markus Reisner sagte ntv.de: "Damit könnten die Ukrainer Logistik und Befehlsstrukturen bis zu einer Distanz von 300 Kilometer erreichen, was die gesamten von den Russen besetzten Gebiete umfassen würde."

Bislang setzen die ukrainischen Streitkräfte vor allem auf US-Raketen vom Typ HIMARS mit kürzerer Reichweite ein. "Durch die Lieferung des HIMARS-Systems ist es der Ukraine im vergangenen Jahr gelungen, auf einer Distanz von 70 bis 80 Kilometern die russische Logistik zu treffen, vor allem Munitionslager, aber auch Kommandostrukturen. Das hat damals keinen entscheidenden Effekt erzielt, aber die russische Seite dennoch gezwungen, sich neu zu organisieren", so Reisner.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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