Fabrik-Brand bei Diehl Russland soll für Anschlag in Berlin verantwortlich sein
24.06.2024, 08:38 Uhr Artikel anhören
Ein von Russland beauftragter Saboteur könnte das Feuer bei Diehl gelegt haben.
(Foto: IMAGO/Marius Schwarz)
Der Brand in der Fabrik eines Unternehmens, das auch über eine bekannte Rüstungssparte verfügt, war wohl der nächste Akt der hybriden Kriegsführung Russlands gegen den Westen. Darauf deuten Aussagen von Sicherheitsbeamten hin. Zuerst gingen die Vermutungen jedoch in eine andere Richtung.
Nach dem Brand am Rande Berlins im vergangenen Monat hatten deutsche Ermittler einen Unfall als wahrscheinlichste Ursache bezeichnet. Westliche Sicherheitsbehörden gehen jedoch inzwischen davon aus, dass das Feuer von russischen Saboteuren gelegt wurde, um die Lieferung wichtiger Waffen und Munition an die Ukraine zu stören.
Die europäischen Länder, die eine Eskalation vermeiden wollen, haben sich mit öffentlichen Beschuldigungen gegenüber Moskau zurückgehalten, aber privat sagen Sicherheitsbeamte, dass Russland offenbar verstärkt Angriffe auf zivile und militärische Einrichtungen und Menschen in Europa verübt, die mit den Bemühungen zusammenhängen, der Ukraine bei der Abwehr einmarschierender russischer Truppen zu helfen.
Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, dass man davon ausgehe, dass der Anschlag das Werk von "erfahrenen Profis" gewesen sei. Russland würde oft Zivilisten, vor allem Kriminelle, über soziale Netzwerke wie Telegram anwerben und in Kryptowährungen bezahlen. Das Ganze sei wie eine Gig-Economy für Sabotage und Terror, Täter würden wie Uber-Fahrer rekrutiert. Der Effekt sei dabei oft derselbe wie beim Einsatz von Profis.
Die deutsche Fabrik gehört zu Diehl Metal Applications, einem Teil der Diehl-Gruppe, einem Rüstungsunternehmen. Es produziert und verarbeitet Metallteile für verschiedene Anwendungen. Die Fabrik hat inzwischen den Betrieb wieder aufgenommen. Diehl ist besonders wegen des von der Rüstungs-Sparte entwickelten IRIS-T-Flugabwehrsystems bekannt geworden, das auch in der Ukraine im Einsatz ist.
Abgehörte Nachrichten lieferten Beweise
Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, wurde der Brand laut einem Bericht seiner Versicherer durch ein technisches Problem verursacht. Ein Vertreter des Unternehmens sagte, dass das technische Problem "theoretisch" durch Sabotage verursacht worden sein könnte. Die deutsche Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Ein Vertreter des Dienstes für innere Sicherheit sagte, dass keine mögliche Ursache, einschließlich Sabotage, ausgeschlossen werden könne.
Das Feuer in der Diehl-Fabrik brach wahrscheinlich in einem Bereich aus, zu dem nur wenige Personen Zutritt hatten, so ein mit den Ermittlungen vertrauter Beamter, und alle Videoaufnahmen gingen bei dem Brand verloren. Eine Reihe von Vorfällen, die in letzter Zeit als Unfälle eingestuft worden waren, sollten im Lichte der jüngsten Ereignisse neu bewertet werden, so der Beamte.
Im Fall von Diehl waren die abgehörten elektronischen Nachrichten, die Beweise für die russische Beteiligung lieferten, vor deutschen Gerichten nicht zulässig, was die Behörden daran hinderte, den Anschlag eindeutig zuzuordnen und strafrechtliche Anklagen zu erheben, so zwei deutsche Beamte. Über die abgefangenen Informationen, die der deutschen Regierung von einem Nachrichtendienst eines Verbündeten der Nordatlantikvertrags-Organisation (NATO) zugespielt wurden, berichtete zuerst die "Bild"-Zeitung.
Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022, so die Sicherheitsbeamten, haben sich in ganz Europa Dutzende von Vorfällen ereignet, von denen viele möglicherweise das Werk russischer Geheimdienste sind, die darauf abzielen, die Waffenproduktion einzuschränken, Politiker unter Druck zu setzen und Panik zu verbreiten.
Quelle: ntv.de, rog/DJ