94-Jähriger beendet Amtszeit Ryschkow gibt Sitz im Föderationsrat ab
03.10.2023, 18:24 Uhr Artikel anhören
Der damals 90-jährige Ryschkow bei einer Plenarsitzung des Föderationsrates 2019.
(Foto: imago images / ITAR-TASS)
Bis zu seinem Rücktritt 1990 unterstützt Nikolai Ryschkow als letzter Ministerpräsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow in dessen Reformpolitik von Glasnost und Perestroika. Später erhält er einen Sitz im Föderationsrat. Laut Medienberichten geht der 94-Jährige nun "vorzeitig" in den Ruhestand.
Der 94-jährige russische Politiker Nikolai Ryschkow, Ex-Politbüromitglied und letzter Regierungschef der Sowjetunion, hat in Moskau nach 20 Jahren seinen Posten als Senator im Föderationsrat abgegeben. Der am 28. September 1929 geborene Ryschkow beendete seine Amtszeit in dem Oberhaus des Parlaments "vorzeitig", wie die Tageszeitung "Wedomosti" auf einer ganzen Seite berichtete. Gründe wurden nicht genannt.
Ryschkow war unter dem früheren Chef der Kommunistischen Partei, Michail Gorbatschow, in den 1980er-Jahren letzter Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR. Damit war Ryschkow ab 1985 maßgeblich an Gorbatschows Reformpolitik von Glasnost und Perestroika beteiligt. Seit 2003 vertrat Ryschkow die Region Belgorod im Föderationsrat. Bis zu seinem Rücktritt war er eines der letzten Mitglieder des ehemaligen Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU gewesen, die sich noch aktiv in der russischen Politik engagierten. Der Politiker schrieb etwa das auch auf Deutsch 2013 erschienene Buch "Mein Chef Gorbatschow: Die wahre Geschichte eines Untergangs".
"Wedomosti" würdigte den im ukrainischen Gebiet Donezk geborenen Ryschkow als einen der wichtigsten Entscheidungsträger in den letzten Jahren der vor gut 30 Jahren zerfallenen Sowjetunion. So hatte er unter anderem nach dem Unglück im Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 in der Ukraine den Krisenstab zur Beseitigung der Folgen der nuklearen Katastrophe geführt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unterlag Ryschkow als Kandidat der Kommunisten bei der Präsidentenwahl 1991 Boris Jelzin. Danach vertrat er die an der Ukraine gelegene Grenzregion Belgorod zunächst in den 1990er Jahren als Abgeordneter in der Staatsduma und wurde nach einer Vielzahl anderer Funktionen 2003 Mitglied im Oberhaus des Parlaments. Die Senatoren im Föderationsrat werden auf Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin für die Dauer von sechs Jahren gewählt. Einige Mitglieder werden auch auf Lebenszeit bestimmt.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa