Angsträume wie in 1990ern SPD-Politiker Ecke schildert Sekunden der Prügelattacke
10.05.2024, 19:33 Uhr Artikel anhören
Noch recht lädiert meldete sich Ecke bereits Anfang der Woche.
(Foto: picture alliance/dpa/SPD Sachsen)
Der vor einer Woche brutal attackierte SPD-Politiker Matthias Ecke schildert den Angriff auf sich in einem Interview. Was die Verletzungen angeht, gehe es ihm "von Tag zu Tag besser". Mittelfristig muss er die Erfahrung aber noch verarbeiten. "Mundtot" will er sich nicht machen lassen.
Eine Woche nach der Attacke auf den SPD-Politiker Matthias Ecke hat dieser angekündigt, bald in den Wahlkampf zurückzukehren. "Ich werde mich von dem Angriff nicht mundtot machen lassen", sagte Ecke der "Freien Presse" aus Chemnitz, der "Leipziger Volkszeitung" und der "Sächsischen Zeitung" aus Dresden in einem gemeinsamen Interview. "Ich bin getroffen, aber nicht eingeschüchtert." Sofern es der Heilungsverlauf zulasse, wolle er schon ab kommender Woche einzelne Termine wahrnehmen. Auch seine Partei erlebe er nicht ängstlich.
"Mir geht es von Tag zu Tag besser", sagte Ecke den Zeitungen, er habe aber auch noch Schmerzen. "Ich habe im Moment kein Gefühl von eingeschränkter Sicherheit. Dennoch muss ich schauen, wie ich mittelfristig mit der Erfahrung klarkomme." Der sächsische SPD-Europaspitzenkandidat war am Freitag vergangener Woche in Dresden beim Plakatieren zusammengeschlagen worden. Er erlitt Knochenbrüche im Gesicht.
Provokante Frage, dann Schlag
Der Angriff sei unvermittelt gekommen, sagte Ecke, "eine Sache von wenigen Sekunden". Er sei provokant gefragt worden, warum er ein SPD-Plakat aufhänge, und dann sei der Schlag gekommen. "Da haben Leute das gesellschaftliche Klima, das immer rauer wird, zum Anlass für Selbstjustiz genommen."
Er fühle sich an die 1990er Jahre erinnert, sagte Ecke weiter. "Auch damals gab es Angsträume, die von Neonazis geschaffen wurden. Auch alte Bekannte von damals und Parteifreunde haben das ähnlich empfunden. Selbst beim Personal in der Notaufnahme am Freitag war das gleich Thema." Die AfD habe das gesellschaftliche Klima in den vergangenen Jahren vergiftet. "Wir haben es mit einer produzierten Enthemmung und einer organisierten Verrohung zu tun, die die AfD zusammen mit anderen Strukturen der extremen Rechten erzeugt." Er denke an die Freien Sachsen und die Identitäre Bewegung. Das Ausmaß an Verrohung habe es bisher in Wahlkämpfen nicht gegeben.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa