Müssen das Land zur Ruhe bringen Sachsen geht wieder in den harten Lockdown
08.12.2020, 13:45 Uhr
Das Votum der sächsischen Staatsregierung ist eindeutig: Es reicht nicht. Das Land hat bundesweit die höchsten Corona-Inzidenzen. Nun greift die Regierung durch. Ab kommender Woche wird der Freistaat wieder bis auf einen Notbetrieb heruntergefahren. Kitas, Schulen und der Einzelhandel schließen.
Das derzeit besonders stark vom Coronavirus getroffene Sachsen geht ab dem kommenden Montag in einen harten Lockdown. Schulen, Kindergärten, Horte und der Einzelhandel mit Ausnahme der lebensnotwendigen Versorgung sollen geschlossen werden, wie Ministerpräsident Michael Kretschmer nach einer Kabinettssitzung in Dresden ankündigte. Der Lockdown soll demnach bis zum 10. Januar gelten. Die 7-Tage-Inzidenz lag in Sachsen zuletzt bei 319 Fällen auf 100.000 Einwohner.
Mit Blick auf die bisherigen Maßnahmen sagte Kretschmer: "Es reicht nicht." Hinter der hohen Inzidenz steckten handfeste Probleme, etwa die an der Grenze des Möglichen arbeitenden Krankenhäuser. Die Landesregierung habe deswegen "entschieden, dieses Land zur Ruhe bringen zu müssen". Man handele entschieden und abgewogen. Es gebe eine "besondere Bedrohungslage", die weitere Einschneidungen notwendig machten. "Damit kehrt die Ruhe um Weihnachten und den Jahreswechsel im Freistaat Sachsen in diesem Jahr etwas früher ein als sonst."
Die Situation sei jetzt im Herbst viel dramatischer als im Frühjahr, sagte der Regierungschef. Allerdings - und das treibe auch andere Ministerpräsidenten um - nehmen die Menschen die Situation weit weniger ernst als damals. Seit 1. Oktober registriere der Freistaat einen Sprung der Infektionen. Gründe dafür seien jahreszeitlich bedingt weniger UV-Licht und vermehrt Aufenthalte in geschlossenen Räumen. "Das Virus hat mehr Kraft", sagte der CDU-Politiker.
Die Maßnahmen sollen in den kommenden Tagen mit den gesellschaftlichen Akteuren, Vertretern der Wirtschaft und auch im Parlament diskutiert werden. Ziel sei, den harten Lockdown dann am Freitag im Parlament zu beschließen.
Sachsen hatte sich in den vergangenen Tagen zum bundesweit größten Hotspot der Pandemie entwickelt. Über das Wochenende stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionsfälle um 5.810 auf insgesamt 71.320. Inzwischen sind 1.298 Todesfälle zu beklagen. Die Landkreise Bautzen (500,7) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (508) übersprangen nach Angaben des Robert Koch-Instituts wieder die Marke von 500 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Bundesweit hatte lediglich der Landkreis Regen in Niederbayern am Dienstag mit 578,7 einen höheren Inzidenzwert. Für ganz Sachsen wies das Robert Koch-Institut am Dienstag eine 7-Tage-Inzidenz von 319 aus, bundesweit waren es 147.
2.492 Menschen befinden sich derzeit in Sachsen mit einer Covid-19-Diagnose im Krankenhaus, davon 458 auf der Intensivstation. Manche Krankenhäuser sind bereits an der Belastungsgrenze angelangt.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa