Israel rückt gegen Hamas vor Satellitenfoto zeigt riesige Rauchwolke über Gaza
17.11.2023, 18:34 Uhr Artikel anhören
Ein Satellitenbild vom 16. November 2023 zeigt eine massive Explosion im Gazastreifen.
(Foto: ESA/Sentinel Hub, ntv.de/lst)
Israels Armee rückt gegen die Hamas vor und berichtet öffentlichkeitswirksam von ihren Erfolgen. Nach einem der vielen Luftangriffe zeigt sich auf Satellitenbildern südlich von Gaza-Stadt eine riesige Rauchwolke am Himmel. Was ist dort in Brand geraten?
Im Gazastreifen herrscht Krieg. Und obwohl aus der abgeriegelten Region immer weniger Informationen nach außen dringen, wird doch ersichtlich, wie groß die Spur der Verwüstung vor Ort sein muss.
Am Donnerstag, den 16. November etwa hat ein Sentinel-2-Satellit des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus festgehalten, wie am Rande von Gaza-Stadt eine dunkle Rauchsäule senkrecht in den Himmel aufsteigt. Verschiedene Satellitenaufnahmen und öffentlich verfügbares Kartenmaterial aus der Nachbarschaft deuten darauf hin, dass der Brand von einem Industriegebäude nahe der Omer bin Al-Khattab-Moschee in einem Vorort von Gaza-Stadt ausgeht.

In einem Vorort von Gaza-Stadt brennt am 16. November 2023 eine Industriehalle. In der Nacht zuvor hatte die israelische Armee einen Luftangriff in der Nachbarschaft ausgeführt.
(Foto: ESA/Sentinel Hub, ntv.de/lst)
Die Ursache für den Brand und die massive Rauchentwicklung ist unklar. Recherchen von ntv.de haben jedoch ergeben, dass es in der Nacht zuvor in der unmittelbaren Nachbarschaft mindestens einen Luftangriff durch die israelische Armee gegeben hatte.
Ein von den israelischen Streitkräften auf X, ehemals Twitter, veröffentlichtes Video etwa zeigt, wie ein Geschoss etwas weiter südlich des Industriegebäudes einschlägt. Nach IDF-Angaben zielte der Luftangriff auf den Wohnsitz von Ismail Haniyeh ab, dem Leiter des Politbüros der Hamas. Das beschossene Gebäude habe als Treffpunkt für führende Hamas-Mitglieder gedient, heißt es in dem Tweet.
Die in dem Video abgefeuerte Rakete dürfte nach Einschätzung des ntv-Verifizierungsteams nur wenige hundert Meter neben jenem Industriegebäude eingeschlagen sein, das auf dem Satellitenbild in Flammen steht. Doch ob und inwiefern der Großbrand im direkten Zusammenhang mit dem Luftangriff aus der Nacht steht, lässt sich anhand der verfügbaren Quellen nicht klären. Auch ob weitere Raketen auf die nähere Umgebung abgefeuert wurden, bleibt zunächst offen.
Daten des satellitengestützten Feuermeldesystems der Nasa (FIRMS, Fire Information for Resource Management System) stützen jedenfalls die Annahme, dass der Brand bereits am Morgen der Sentinel-2-Aufnahme ausgebrochen sein muss und von den Nasa-Satelliten detektiert wurde.
Flüchtende können sich nirgendwo sicher fühlen
Nach Angaben der israelischen Armee verliert die Hamas seit dem Beginn der Bodenoffensive zunehmend an Boden, vor allem im Norden des Palästinensergebietes. Gaza-Stadt gilt seit Anfang November als umzingelt. Die Streitkräfte rücken nach eigenen Angaben gezielt gegen Einrichtungen vor, in denen sie die Kommandozentren und Unterschlüpfe der Hamas vermuten, wie etwa im Fall des Schifa-Krankenhauses.
International löst Israels Vorgehen Kritik aus. Noch immer harren zahllose Zivilisten den umkämpften Gebieten aus und suchen Schutz in der Nähe humanitärer Einrichtungen. Auch im Süden des Gazastreifens leben die bereits geflohenen Palästinenserinnen und Palästinenser unter zum Teil katastrophalen Bedingungen und dem Risiko, erneut zwischen die Fronten zu geraten.
Zuletzt hatte eine Flugblattaktion in Khan Yunes für Aufsehen gesorgt, bei der das israelische Militär die Zivilisten aufgefordert hatte, woanders Schutz zu suchen. Die Stadt liegt mehr als zwölf Kilometer unterhalb des Wadi Gaza, also der ursprünglich von Israel gezogenen Trennlinie zwischen der Evakuierungszone und dem Kampfgebiet. Die neuen Ansagen könnten darauf hindeuten, dass Israel plant, auch im Süden des Gazastreifens vorzurücken.
Quelle: ntv.de