Politik

Alte Kränkungen plus Demografie Schäuble: Ostdeutsche, seid selbstbewusst

Schäuble bescheinigt den Ostdeutschen einen Erfahrungsvorsprung.

Schäuble bescheinigt den Ostdeutschen einen Erfahrungsvorsprung.

(Foto: dpa)

In einem Zeitungsbeitrag setzt sich Bundestagspräsident Schäuble mit der Haltung vieler Ostdeutscher auseinander und macht ein "spezifisch ostdeutsches Identitätsgefühl" aus. Das allerdings hat seiner Ansicht nach einige Tücken.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wünscht sich von den Menschen in Ostdeutschland mehr Selbstbewusstsein. "Mancher pflegt geradezu den eigenen Opferstatus, statt selbstbewusst darauf zu verweisen, den Menschen im Westen eine wertvolle Erfahrung vorauszuhaben: die Anpassung an massive gesellschaftliche Umwälzungen", schreibt der CDU-Politiker in einem Beitrag für die "taz".

Es würde nachhaltig zur inneren Einheit beitragen, angesichts der "Zumutungen von Globalisierung und Digitalisierung" den Erfahrungsvorsprung der Ostdeutschen zu erkennen und gemeinsam zu nutzen, so Schäuble. Als Gründe für die Spaltung von West- und Ostdeutschen nannte der Bundestagspräsident zu groß empfundene Unterschiede zwischen den Lebensbedingungen, mangelnde Anerkennung von Lebensleistungen, selbst erfahrene und in der Familie weitergegebene Kränkungen im Zuge der Wendezeit sowie demografische Folgen der Abwanderung. "Das alles bildet ein Gemisch für eine Identität, die die Spaltung in Ost und West eher zementiert als sie zu überwinden hilft."

Schwierige Frage der Identität

Laut einer Studie identifizierten sich viele Ostdeutsche nach wie vor mit ihrem früheren Staatsgebiet. Eine Mehrheit von ihnen sehe sich vorrangig als Ostdeutsche, während sich Westdeutsche in erster Linie als Deutsche verstünden. "Ein bemerkenswerter Befund 30 Jahre nach der staatlichen Einheit", stellte der Bundestagspräsident fest.

Schäuble warnte davor, nationale Identitäten gegen die europäische Einigung auszuspielen. "Wir können daran arbeiten, dass sich eine europäische Identität herausbildet", schrieb er weiter. Der CDU-Politiker schlug eine "Bekenntnisidentität" vor, die den unterschiedlichen nationalen Erfahrungen, den Traditionen und kulturellen Prägungen der Vergangenheit gerecht wird. Diese Identität müsse den Blick vor allem auf die Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft lenken.

Quelle: ntv.de, sba/dpa/AFP

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