"Frieden in Europa bedroht" Schäuble sieht bei Putin Parallele zu Hitler
12.05.2022, 11:11 Uhr
Sollte Putin die Entwicklung von 1990 weiterhin rückgängig machen wollen, sei der Frieden in Europa nicht sicher, befürchtet Schäuble.
(Foto: imago images/Future Image)
Bereits 2014 zieht der CDU-Politiker Schäuble eine Parallele zwischen Wladimir Putin und Adolf Hitler - und gerät deshalb in die Kritik. Jetzt vergleicht der Ex-Bundestagspräsident Putins Vorgehen in der Ukraine mit dem Hitlers im Zweiten Weltkrieg, nennt aber zugleich einen wichtigen Unterschied.
Der CDU-Abgeordnete Wolfgang Schäuble hat Parallelen zwischen dem Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem von Adolf Hitler sowie der Reaktion des Westens gezogen. "Das ist natürlich die erschreckende Parallele", sagte der frühere Bundestagspräsident in einem Interview mit der "Badischen Zeitung" auf die Frage nach der Gefahr eines Dritten Weltkriegs.
Hitler habe schon früh in seinem Buch "Mein Kampf" geschrieben, dass er die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs rückgängig machen wolle. Zunächst habe es dann - auch nach dem Einmarsch der Wehrmacht ins Rheinland und anderen Schritten Hitlers - keine Mehrheit in Großbritannien, Frankreich und den USA gegeben für eine andere Politik als die des "Appeasement", also einer Politik der Zurückhaltung gegenüber außenpolitisch aggressiven Staaten. Erst nach dem Zusammenbruch Frankreichs 1940 und als Europa insgesamt unter die Herrschaft Nazi-Deutschlands gekommen sei, habe die Stunde des britischen Premierministers Winston Churchill geschlagen, der die Briten zum Kampf gegen Hitler motivierte. Vorher habe er keine Mehrheit für seine Politik finden können.
Putin hat nicht erreicht, was er wollte
"Bei Putin sind die Parallelen groß", sagte Schäuble. Es gebe aber einen Unterschied. Putin habe gedacht, dass er die Ukraine genauso schnell erobern würde wie Hitler im Frühjahr 1939 die Tschechoslowakei. "Aber der heldenhafte Widerstand der Ukraine hat das als eine Illusion zerplatzen lassen." Zudem habe Putin auf die Spaltung Europas und Amerika gesetzt - die sei aber nicht eingetreten, das atlantische Bündnis sei zusammengerückt. Putin habe das Gegenteil erreicht von dem, was er wollte.
Trotzdem sieht der aus Baden stammende Schäuble den Frieden in Europa bedroht. Man wisse nicht, wie es nach der Ukraine weitergehe. Moldau und das prorussische Separatistengebiet Transnistrien in Moldau seien sehr gefährdet, sagte er der Zeitung. Wenn Putin an seinem Ziel festhalte, die Entwicklung von 1990 rückgängig zu machen, dann werde in Europa der Frieden nicht sicher sein.
Schäuble hatte bereits 2014 als Bundesfinanzminister Parallelen zwischen Putin und Hitler gezogen und Russlands damaliges Vorgehen auf der Krim mit der Annexion des Sudetenlandes 1938 durch Hitler verglichen. Der Vergleich hatte damals für Wirbel gesorgt. Die damalige Kanzlerin Angela Merkel hatte sich davon distanziert. FDP-Chef Christian Lindner hatte von einer Grenzübertretung Schäubles gesprochen - und von ihm gefordert, er müsse sich entschuldigen. Das Finanzministerium hatte anschließend betont, Schäuble habe klar abgelehnt, Russland mit dem Dritten Reich zu vergleichen.
Vergleiche zur NS-Zeit wurden jüngst auch von russischer Seite gezogen. Zuletzt hatte der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes dem US-Außenministerium eine Verbreitung von Propaganda im Stil der Nazis vorgeworfen. Sergei Naryschkin erklärte auf der Website seiner Behörde, das Vorgehen der USA habe viel gemeinsam mit den Traditionen des (Reichs-)Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges und dessen Leiter Joseph Goebbels. Ein Vertreter des US-Ministeriums wies die Vorwürfe als "unglaublich ironisch" zurück und konterte mit Propaganda-Vorwürfen gegenüber der russischen Regierung.
Quelle: ntv.de, lno/dpa