Politik

Trotz bedrückender Gespräche Scholz will weiter mit Putin reden

Mitte Februar dieses Jahres: Scholz sitzt bei seinem Gespräch mit Putin an einem sehr langen Tisch in Moskau. Wenig später griff Putin die Ukraine an.

Mitte Februar dieses Jahres: Scholz sitzt bei seinem Gespräch mit Putin an einem sehr langen Tisch in Moskau. Wenig später griff Putin die Ukraine an.

(Foto: picture alliance/dpa/Deutsche Botschaft Moskau)

Ist Russlands Präsident Putin noch zugänglich für Gespräche? Diese Hoffnung hegt offenbar Bundeskanzler Scholz. "Wir sind völlig unterschiedlicher Meinung", sagt er. Aber er wolle den Moment erleben, "wo es möglich ist, rauszukommen aus der Situation".

Bundeskanzler Olaf Scholz will trotz ernüchternder Erfahrungen bei den letzten Telefonaten mit Wladimir Putin weiter mit dem russischen Präsidenten sprechen. "Wir sind völlig unterschiedlicher Meinung", sagte der SPD-Politiker in einer Fragerunde mit Bürgern in seinem Potsdamer Wahlkreis. "Trotzdem werde ich weiter mit ihm reden, weil ich ja den Moment erleben will, wo es möglich ist, rauszukommen aus der Situation. Und das geht nicht, wenn man sich nicht spricht."

Scholz hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine immer wieder mit mehreren Wochen Abstand mit Putin telefoniert. Das letzte Gespräch Anfang Dezember war von gegenseitigen Vorwürfen geprägt. Scholz verurteilte die russischen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur. Putin sprach von einer "zerstörerischen Linie westlicher Staaten, einschließlich Deutschlands", die Kiew mit Waffen unterstützten und dessen Soldaten ausbildeten.

Scholz sagte in Potsdam, das "wirklich Bedrückende" an den Gesprächen sei für ihn, dass Putin trotz der massiven Verluste auf russischer Seite daran festhalte, ukrainisches Territorium gewaltsam erobern zu wollen. Es könne sein, das bereits 100.000 Soldaten auf russischer Seite ums Leben gekommen seien. "Das ist ganz schön viel, wenn man das vergleicht auch mit anderen Kriegen."

Mehr zum Thema

Trotzdem habe sich an der Haltung Putins nichts Substanzielles verändert. Der Kremlchef habe schon in anderen Kriegen in Tschetschenien oder Syrien gezeigt, zu was er in der Lage sei. "Die Brutalität, zu der der russische Präsident fähig ist, die haben wir ja gesehen", sagte Scholz. Der Kanzler betonte aber auch, dass die Gespräche mit Putin immer höflich verliefen. "Da schreit auf der anderen Seite des Telefons niemand rum."

Scholz hatte Putin auch im Februar vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Kreml besucht und vier Stunden mit ihm geredet. "Ich hatte durchaus Hoffnung, dass es noch möglich ist, diesen unsinnigen und brutalen Krieg zu verhindern", sagte Scholz dem "Stern" in einem Rückblick auf sein erstes Amtsjahr als Kanzler. "Es ist anders gekommen."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen