Gespräch über Kriegsende? Schröder trifft Putin in Moskau
10.03.2022, 14:51 Uhr
Ziel der Reise nach Moskau soll ein Frieden im Konflikt mit der Ukraine sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ex-Bundeskanzler Schröder ist ein enger Vertrauter Putins. Laut einem Medienbericht ist er nun nach Moskau gereist, um mit Putin über ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges zu sprechen - offenbar auf eigene Faust. Denn die Bundesregierung soll nichts von den Plänen Schröders gewusst haben.
Der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder soll sich derzeit in Moskau aufhalten, um sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen. Das berichtet das Magazin "Politico" unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, die mit der Sache vertraut seien. Demnach soll das Treffen an diesem Donnerstag stattfinden. Bei dem Gespräch soll es dem Bericht zufolge um eine Beendigung des Krieges gehen.
Nach Informationen von ntv ist die Bundesregierung nicht in die Pläne Schröders eingeweiht gewesen. Auch die SPD-Parteispitze soll nicht informiert sein. Bundeskanzler Olaf Scholz selbst wollte sich nicht dazu äußern. "Ich möchte das nicht kommentieren", antwortete er am Rande eines EU-Gipfels im französischen Versailles auf eine entsprechende Frage.
ntv-Reporter Rainer Munz berichtet in Moskau jedoch, dass er und sein Team Mitarbeiter von Schröder in einem Hotel in der russischen Hauptstadt gesehen hätten. Schröders Ehefrau Soyeon Schröder-Kim postete zudem auf Instagram ein Foto von sich - offenbar aus Moskau.
"Mir ist davon nichts bekannt"
"Politico" hatte berichtet, Schröder sei im Zuge eines Vermittlungsversuchs in Moskau, um Putin zu treffen. Der frühere Bundeskanzler sei von einem Kiewer Politiker über Umwege darum gebeten worden. Es gehe darum, eine Brücke für einen Dialog mit Putin zu bauen. In der Türkei habe Schröder zunächst eine ukrainische Delegation getroffen. Eine offizielle Bestätigung für die Besuche gab es zunächst nicht.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, sagte: "Mir ist davon nichts bekannt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass meine Regierung Schröder darum gebeten hat." Noch vor einer Woche hatte Melnyk vorgeschlagen, dass Schröder zwischen der Ukraine und Russland vermitteln solle. "Er ist einer der wenigen hier in Deutschland, die womöglich noch einen direkten Draht zu Herrn Putin haben. Es gibt keinen, der so etwas hat in Deutschland und den anderen europäischen Ländern", sagte der Botschafter der "Bild"-Zeitung.
Schröders Ehefrau Soyeon Schröder-Kim schrieb am Samstag auf Instagram: "Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderen Organisationen wie etwa dem DFB."
Schröder hält bislang an Freundschaft mit Putin fest
Der frühere Kanzler gilt als langjähriger Freund von Präsident Putin, der am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Wegen seiner Verbindungen nach Moskau steht Schröder seit langem in der Kritik, vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gab es zunehmend Druck wegen seines Festhaltens an Geschäftsbeziehungen zu Russland. Konkret geht es um Posten bei den Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 sowie beim russischen Ölkonzern Rosneft, wo er Aufsichtsratschef ist.
Bundeskanzler Scholz und die SPD-Spitze hatten Schröder aufgefordert, wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine seine Posten bei russischen Staatsunternehmen zu räumen. Eine Antwort Schröders erhielten sie bis heute nicht. Auch weigerte sich der Altkanzler bislang, sich von Putin zu distanzieren. Teile der SPD streben derzeit den Parteiausschluss des 77-Jährigen an.
Schröder hatte sich am 24. Februar öffentlich auf seiner Seite im Online-Netzwerk LinkedIn zum Krieg in der Ukraine geäußert. In seinem Beitrag forderte er Russland dazu auf, den Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. Gleichzeitig betonte er, dass bei notwendigen Sanktionen die politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Russland nicht ganz gekappt werden dürften.
Quelle: ntv.de, hny/dpa