Karsai geht im Groll "Schuld sind die USA und Pakistan"
23.09.2014, 13:21 Uhr
Karsai lässt kein gutes Haar am jahrelangen Kampfeinsatz der USA in seinem Land.
(Foto: AP)
Der scheidende afghanische Präsident Karsai macht die USA und Pakistan für den Krieg in seinem Land verantwortlich. Die USA wollten keinen Frieden in Afghanistan, da sie ihre eigenen Ziele verfolgten. "Der Krieg wurde uns auferlegt und wir sind die Opfer."
Kurz vor seiner Amtsübergabe hat der afghanische Präsident Hamid Karsai zu einem Rundumschlag gegen die USA und den Nachbarn Pakistan ausgeholt. "Die Vereinigten Staaten waren nie erpicht darauf, Afghanistan Frieden und Stabilität zu bringen, weil sie nur ihre eigenen Interessen verfolgt haben", sagte Karsai in Kabul. Welche Interessen das sein sollten, erläuterte Karsai in einer Abschiedsrede an Regierungsmitarbeiter nicht.
"Die Afghanen sind Opfer eines ausländischen Krieges auf ihrem eigenen Boden", sagte der scheidende Präsident. Karsai hat mehrfach betont, der Krieg gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban müsse in deren Zufluchtsorten in Pakistan gekämpft werden, nicht in Afghanistan. Das Nachbarland kritisierte er mit den Worten: "Pakistan will unsere Außenpolitik kontrollieren, aber die afghanische Regierung wird das niemals zulassen."
Warnung an die neue Regierung
Karsai regiert Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor knapp 13 Jahren. Am kommenden Montag wird sein Nachfolger Aschraf Ghani vereidigt. Der neuen Regierung empfahl Karsai, in den Beziehungen zu den USA und dem Westen besonders vorsichtig zu sein. Es werde keinen Frieden im Land geben, wenn Amerika oder Pakistan dies nicht wollten.
Karsais Kritik an den USA hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Karsai machte die USA für zahlreiche zivile Opfer bei Militäroperationen verantwortlich und warf ihnen außerdem vor, bei der Präsidentenwahl 2009 gegen ihn gearbeitet zu haben.
Am Sonntag hatten sich die beiden Präsidentschaftskandidaten Ghani und Abdullah Abdullah nach monatelangen Machtkämpfen auf die Bildung einer Einheitsregierung geeinigt. Der von der Wahlkommission als Sieger ausgerufene Ex-Finanzminister Ghani wird Präsident, Ex-Außenminister Abdullah soll ein neu geschaffenes Amt besetzen, das Befugnisse ähnlich denen eines Regierungschefs erhalten soll. US-Außenminister John Kerry hatte in dem Streit vermittelt.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts