Politik

"Das ist ein Ort der Hoffnung" Schulze eröffnet Prothesen-Zentrum in der Ukraine

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Schulze besucht die neu eröffnete Werkstatt für Prothesen in Lwiw.

Schulze besucht die neu eröffnete Werkstatt für Prothesen in Lwiw.

(Foto: IMAGO/photothek)

Schätzungen zufolge gab es in zwei Kriegsjahren 100.000 Amputationen in der Ukraine. Der Bedarf an Prothesen ist groß. Nun wird in Lwiw eine von Deutschland unterstützte Werkstatt für orthopädische Hilfsmittel eröffnet. Dort sollen auch Fachleute ausgebildet werden.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat in der Ukraine die größte Werkstatt des von Russland angegriffenen Landes zur Herstellung von Prothesen für Kriegsverletzte eröffnet. Der Bau in der westukrainischen Stadt Lwiw wurde von Deutschland mit 1,8 Millionen Euro gefördert und gehört zu einem Zentrum für Orthopädie, in dem auch Fachkräfte ausgebildet werden und das an ein Rehabilitations-Zentrum angebunden ist.

"Das ist ein Ort der Hoffnung, das ist ein Ort der Stärke", sagte SPD-Politikerin Schulze bei der Eröffnungszeremonie. Viel zu viele Menschen hätten durch Minen, durch Granaten oder durch eingestürzte Gebäude Beine oder Arme verloren oder sogar ihr Leben. "Aber was man hier sehen kann ist, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer sich davon nicht entmutigen lassen."

Schulze traf unter anderem ein 12-jähriges Mädchen, das bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof von Krematorsk zu Beginn des Krieges beide Beine verloren hat. Jetzt lebt sie in Lwiw und ist kürzlich mit ihren Prothesen fünf Kilometer beim Boston Marathon mitgelaufen.

Deutschland hat nicht nur den Bau der Werkstatt mit 1,8 Millionen Euro unterstützt, sondern finanziert auch die benötigten Maschinen mit 600.000 Euro. Für die Renovierung des Reha-Zentrums mit dem englischen Namen Unbroken (ungebrochen) werden weitere 2,2 Millionen Euro aufgebracht.

Schätzung: 100.000 kriegsbedingte Amputationen

In der neuen Werkstatt können rund 1200 orthopädische Hilfsmittel pro Jahr gefertigt werden. Damit werden die Produktionskapazitäten in der Ukraine nach Angaben des Entwicklungsministeriums verdreifacht. Im selben Zeitraum können 60 Fachkräfte ausgebildet werden.In dem Reha-Zentrum werden Patienten mit künstlichen Gliedmaßen betreut.

Nach unbestätigten ukrainischen Schätzungen soll es in den ersten beiden Kriegsjahren 100.000 kriegsbedingte Amputationen gegeben haben. Schulze sagte, mit dem Prothesen-Zentrum richteten die Psychologen, Ärzte, Orthopäden und Physiotherapeuten nicht nur die Menschen wieder auf. "Sie richten damit auch ein Stück Ukraine wieder auf und spenden Hoffnung in schwierigsten Zeiten."

Schulze hatte bereits am Donnerstag politische Gespräche in Kiew geführt, vor allem um eine große Wiederaufbaukonferenz am 11. und 12. Juni in Berlin vorzubereiten. Es war bereits ihre dritte Reise in die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut zwei Jahren.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen