Nach Koranverbrennungen Schweden warnt vor erhöhter Terrorgefahr
26.07.2023, 15:41 Uhr Artikel anhören
Islamfeindliche Aktionen in Schweden und Dänemark waren zuletzt in mehreren muslimischen Ländern Anlass für wütende Proteste.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Nach mehreren Koranverbrennungen werten schwedische Behörden die Sicherheitslage im Land als angespannt. Schweden werde inzwischen als islamfeindlicher Staat wahrgenommen, was die Bedrohung aus dem "gewalttätigen islamistischen Umfeld erhöhen" dürfte.
Schwedische Behörden haben vor einem erhöhten Sicherheitsrisiko infolge von Koranverbrennungen in dem Land gewarnt. Wie der schwedische Inlandsgeheimdienst Säkerhetspolisen mitteilte, hat sich die Sicherheitslage im Land durch aktuelle Ereignisse deutlich verschärft.
Von kleineren Gruppen durchgeführte islamfeindliche Aktionen in Schweden und Dänemark, bei denen Koranausgaben verbrannt wurden, waren zuletzt in mehreren muslimischen Ländern Anlass für wütende Proteste. Besonders heftig waren die Reaktionen im Irak, dessen Regierung im Anschluss die schwedische Botschafterin auswies. Zuvor waren Demonstranten in Bagdad in die schwedische Botschaft eingedrungen und hatten dort Feuer gelegt.
Am Montag hatte der schwedische Rundfunk SVT berichtet, eine für Samstag angekündigte Koranverbrennung sei von dem Verantwortlichen abgesagt worden. Weitere Aktionen seien jedoch geplant. Dem Geheimdienst zufolge litt das Ansehen Schwedens durch die Aktionen in Verbindung mit bereits seit längerem laufenden Desinformationskampagnen.
Statt als tolerantes Land werde Schweden inzwischen vielmehr als Land betrachtet, das dem Islam und Muslimen feindlich gegenüberstehe, hieß es in der Mitteilung. Dazu gehöre die Wahrnehmung, dass Angriffe auf Muslime in Schweden geduldet und muslimische Kinder von Behörden "gekidnappt" würden. "In der Gesamtheit dürfte das die Bedrohung durch Einzelpersonen aus dem gewalttätigen islamistischen Umfeld erhöhen", hieß es weiter.
Schwedische Sicherheitsdienste haben demnach regelmäßig mit angedrohten Angriffen gegen schwedische Staatsbürger und schwedische Interessen im Ausland zu tun. Die Terrorwarnung bliebe mit der dritten von fünf Stufen erhöht, das werde aber laufend geprüft, teilte die zuständige Behörde mit.
Regierung spricht von gezielter Kampagne
Die schwedische Regierung betrachtet die internationale Empörung über die Koranverbrennungen in Teilen als Folge einer gezielten anti-schwedischen Kampagne. Das sagte der schwedische Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Dahinter steckten staatliche und halbstaatliche Akteure, unter anderem aus Russland, sagte der Minister.
So werde absichtlich der falsche Eindruck verbreitet, Schweden sei als Staat für die Koranverbrennungen verantwortlich. Dabei gingen die Aktionen von Einzelpersonen aus, die oft nur eine sehr schwache Verbindung zu Schweden hätten, sagte der Minister. "Wir sehen, wie diese Ereignisse auf eine komplett inkorrekte Weise im Informationsumfeld wiedergegeben werden, mit dem Ziel, und manchmal dem direkten Aufruf, Schweden und schwedischen Interessen zu schaden", sagte Bohlin.
Quelle: ntv.de, lno/dpa