Wegen Taser-Einsatz Sechster Polizist nach Tod von Tyre Nichols gefeuert
04.02.2023, 12:03 Uhr
Drei Tage nach dem Angriff erlag Nichols im Krankenhaus seinen Verletzungen.
(Foto: picture alliance/dpa/City of Memphis via AP)
Die Tötung des Schwarzen Tyre Nichols erschüttert die USA. Fünf Beamte sind bereits vom Dienst suspendiert und wegen Mordes zweiten Grades angeklagt. Nun wird auch ein sechster Beamter entlassen, der bei dem Angriff wohl einen Elektroschocker abgefeuert hat.
Nach der brutalen Tötung des Afroamerikaners Tyre Nichols in der US-Stadt Memphis ist ein weiterer Polizist entlassen worden. Der Ex-Polizist habe gegen mehrere interne Vorschriften verstoßen, begründete die Behörde am Freitag (Ortszeit) den Schritt. Er habe unter anderem Regeln im Zusammenhang mit persönlichem Verhalten, Wahrheitstreue und dem Umgang mit Polizeiausrüstung missachtet. Aus der Mitteilung geht hervor, dass es sich um den Beamten handeln könnte, der bei dem Angriff auf Nichols einen Elektroschocker auf den 29-Jährigen abgefeuert hatte.
Nichols war am 7. Januar von der Polizei in seinem Fahrzeug bei einer abendlichen Verkehrskontrolle angehalten und von den beteiligten Einsatzkräften brutal zusammengeschlagen worden. Der 29-Jährige starb drei Tage später in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Die fünf deshalb entlassenen schwarzen Polizisten wurden bereits wegen Mordes zweiten Grades angeklagt. Im US-Bundesstaat Tennessee entspricht dies einer Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Bei den fünf Männern handelt es sich wie beim Opfer um Afroamerikaner.
Dagegen ist der nun entlassene Beamte ein Weißer. Er war laut Videoaufnahmen dabei, als Nichols für die Verkehrskontrolle angehalten wurde. Er gehörte aber nicht zu den Polizisten, die den 29-Jährigen nach einem Fluchtversuch verfolgten und brutal zusammenschlugen.
Der Fall löste in den USA landesweite Entrüstung und eine neuerliche Diskussion über Rassismus und Polizeigewalt aus. Nichols war ein Afroamerikaner. In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Übergriffen der Polizei. Laut der Webseite mappingpoliceviolence.org sind im vergangenen Jahr mehr als 1100 Menschen von der Polizei getötet worden. Den Angaben zufolge ist es für schwarze Menschen in den USA fast dreimal so wahrscheinlich, von der Polizei getötet zu werden, wie für weiße. Bei einer Trauerfeier für Tyre Nichols am Mittwoch forderte Vize-Präsidentin Kamala Harris den Kongress auf, eine Gesetzesreform gegen Polizeigewalt zu verabschieden, die nach dem 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getöteten George Floyd benannt ist.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/dpa