Politik

50 Tote bei Anschlag in Gaziantep Selbstmordattentäter war ein Kind

Auch unter den Opfer waren Kinder.

Auch unter den Opfer waren Kinder.

(Foto: AP)

Es ist eine kurdische Hochzeit, die ausgelassen unter freiem Himmel gefeiert wird, bis sie durch eine Explosion ein jähes Ende nimmt. Ein Attentäter soll sich inmitten der Gäste in die Luft gesprengt haben. Nun kommt heraus, dass dieser noch ein Kind war.

Der Selbstmordanschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier im Süden der Türkei mit mehr als 50 Todesopfern wurde nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan von einem Kind verübt. In einer vom Sender NTV übertragenen Ansprache sagte Erdogan, der Attentäter sei zwischen 12 und 14 Jahre alt gewesen. Der Präsident bezifferte die Zahl der Todesopfer auf 51. Weitere 69 Menschen seien verletzt worden, 17 davon schwer.

Das Attentat wurde vermutlich mit einem Sprengstoffgürtel verübt. Bekannt hat sich bisher niemand zu der Tat. Erdogan sagte, Ziel solcher Anschläge sei es offenbar, verschiedene Bevölkerungsgruppen "entlang ethnischer und religiöser Linien gegeneinander aufzuwiegeln". Die Türkei werde solchen Provokationen aber nicht nachgeben und stattdessen "Einheit, Solidarität und Brüderlichkeit" demonstrieren, so der Präsident.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte der Sprengsatz inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit - unter den Todesopfern seien auch mehrere Kinder. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.

Ankara verhängt Nachrichtenverbot

Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie dies bereits bei früheren Attentaten der Fall gewesen war. In seiner Stellungnahme machte Erdogan erneut klar, dass er keinen Unterschied zwischen der verbotenen PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS sehe. Derweil reagierte die HDP, die drittgrößte Partei im türkischen Parlament, entsetzt. "Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln", hieß es in einer Stellungnahme.

Die rund 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat. Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei.

Zuspruch aus Deutschland und Frankreich

Die deutsche und die französische Regierungen haben den Terroranschlag von Gaziantep verurteilt und der Türkei ihr Beileid ausgesprochen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "grauenvollen Angriff". Aus einer Hochzeitsfeier, einem Fest der Freude, sei ein Alptraum geworden. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern, ihren Familien und Freunden und trauern mit ihnen", sagte er laut Mitteilung in Berlin.

Der französische Präsident François Hollande verurteilte den "schändlichen Anschlag". Frankreich stehe an der Seite aller, die gegen den Terrorismus kämpfen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes.

Quelle: ntv.de, jaz/jug/dpa/AFP/rts

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