Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Selenskyj: EU-Beitritt "nicht nur für uns positiv" - jede Straße in Sjewjerodonzek umkämpft

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Wolodymyr Selenskyj erhielt die Zusagen Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Rumäniens, sich für den EU-Beitrittskandidatenstatus der Ukraine starkzumachen.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

In der Debatte über die Europa-Tauglichkeit der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den Wert seines Landes für die Europäische Union betont. "Unsere Annäherung an die Europäische Union ist nicht nur für uns positiv", sagte er in einer Videoansprache. "Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren." Bundeskanzler Olaf Scholz ist zuversichtlich, dass die EU-Mitglieder eine gemeinsame Position zum Beitrittsgesuch der Ukraine finden werden. Im Osten der Ukraine dauerten die heftigen Gefechte auch in der Nacht zum Samstag an.

Selenskyj: Wir sind Europäer

"Wir sind einen Schritt vor dem Beginn einer vollwertigen Integration in die Europäische Union", sagte der ukrainische Präsident. Die Werte der Ukraine seien europäische Werte. "Die ukrainischen Institutionen bleiben stabil auch unter den Umständen des Krieges." Nur mit der Ukraine werde die EU in Zukunft ihre Macht, Selbstständigkeit und Entwicklung sichern können. Die Integration werde sich positiv für die Bürger auswirken: "Je enger wir uns an andere europäische Länder halten, desto mehr Möglichkeiten werden wir haben, allen Ukrainern ein modernes, gesichertes Leben zu gewährleisten."

Scholz erwartet Einigkeit zu Kiewer EU-Gesuch

Zum EU-Gipfel am kommenden Donnerstag und Freitag sagte Scholz: "Wir müssen akzeptieren, dass dies ein einstimmiges Votum von 27 Mitgliedstaaten ist, und wir werden einen gemeinsamen Ansatz finden müssen, aber ich bin recht optimistisch, dass wir das schaffen werden." Die EU habe infolge der russischen Aggression gegen die Ukraine geschlossen gehandelt, "und wir werden das weiterhin tun", sagte der Kanzler. Die Hürden für einen EU-Beitritt seien hoch, sagte Scholz. Er verwies unter anderem auf die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie auf nötige Antikorruptionsgesetze. Dies gelte für alle Länder, die in die EU strebten.

Ukrainische Truppen im Osten unter Druck

Im Osten der Ukraine lieferten sich russische und ukrainische Truppen heftige Kämpfe, ohne dass sich an den Fronten viel änderte. In der östlichsten Stadt der Frontlinie, Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, war nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter jede Straße umkämpft. Die Stadt und ihre Umgebung liegen unter schwerem Artilleriefeuer. In Sjewjerodonezk würden viele russische Soldaten getötet, aber immer wieder durch neue ersetzt, sagte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj. Es sei unmöglich, die in Bunkern unter dem Stahlwerk Azot versteckten Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

Dagegen sei die Nachbarstadt Lyssytschansk noch unter ukrainischer Kontrolle. Die Straße nach dort liege aber unter dem Feuer russischer Artillerie. Als Erfolg meldete der Generalstab die Rückeroberung eines Dorfes bei Isjum im Gebiet Charkiw. Im nordostukrainischen Gebiet Sumy verzeichnete die Regionalverwaltung vielfachen russischen Beschuss.

Russische Medien führen US-Gefangene vor

Russische Medien führten indes zwei in der ukrainischen Armee kämpfende und von moskautreuen Truppen gefangen genommene Soldaten aus den USA vor. Er habe der westlichen "Propaganda" von den "schlechten Russen" geglaubt und sei deswegen in den Krieg gezogen, rechtfertigte sich einer der Männer im Interview mit der kremlnahen Zeitung "Iswestija", das das Blatt auf seinem Telegram-Kanal zeigte. "In den westlichen Medien wird uns nicht gesagt, wie inkompetent und korrupt die ukrainische Armee ist", sagte er. Der zweite Gefangene trat beim Kremlsender RT auf. Er übermittelte nur einen Gruß an seine Mutter und sprach von der Hoffnung, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Beide Soldaten stammen laut den russischen Medien aus dem US-Bundesstaat Alabama und sollen in der Nähe von Charkiw gefangen genommen worden sein.

Deutsche Waffen lassen auf sich warten

Weil die Ukraine in ihrem Abwehrkampf auf ausländische Waffen angewiesen ist, nannte Grünen-Chef Omid Nouripour die Engpässe bei deutschen Lieferungen tief frustrierend. "Die Bundesregierung arbeitet daran, mehr und schneller zu liefern", sagte er T-Online. Er könne verstehen, dass es den Ukrainern nicht schnell genug gehe. Auch Scholz versicherte, dass die von Berlin zugesagten Lieferungen schwerer Waffen rechtzeitig eintreffen werden, um die angegriffene Ukraine im Kampf um den Donbass zu unterstützen. "Sie werden rechtzeitig ankommen."

Polen für weiteres Sanktionspaket

Vor einem Treffen der EU-Außenminister am Montag in Luxemburg forderte Polen weitere Strafmaßnahmen gegen Russland, um Moskau im Ukraine-Krieg zum Einlenken zu bewegen. "Es geht darum, die Sanktionen auszuweiten. Aus unserer Sicht muss ein siebtes Sanktionspaket so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Wir müssen den Druck aufrechterhalten", sagte der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Lukasz Jasina, der "Welt am Sonntag". Vizeaußenminister Marcin Przydacz sagte, das sechste Sanktionspaket habe Russland hart getroffen. "Doch konnten wir Putin und seine Militärmaschine noch nicht ausreichend schwächen. Es braucht also weitere und härtere Sanktionen."

Alle weiteren Entwicklungen des Tages können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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