Bisher wohl keine Todesopfer Selenskyj: "Hunderte" Menschen noch unter Theatertrümmern
18.03.2022, 16:51 Uhr
Das Theater diente rund tausend Zivilisten als Zufluchtsort.
(Foto: picture alliance/dpa/Donetsk Regional Civil-Military Administration Council/AP)
Trotz Beschusses wird die Bergung in dem zerstörten Theater in Mariupol fortgesetzt. Unter dem Schutt könnten noch "Hunderte" Einwohner eingeschlossen sein, teilt der ukrainische Präsident Selenskyj mit. Indes bietet der italienische Kulturminister an, das Gebäude wiederaufzubauen.
Zwei Tage nach der Bombardierung eines Theaters in der südukrainischen Stadt Mariupol sind dort laut Präsident Wolodymyr Selenskyj noch immer "Hunderte" Menschen unter den Trümmern eingeschlossen. Nach ersten Informationen gebe es keine Toten, erklärte die Stadtverwaltung auf Telegram. Demnach sei ein Mensch schwer verletzt worden. Mehr als 130 Menschen hätten gerettet werden können, teilte Selenskyj mit. Das Theater hatte als Zufluchtsort für Zivilisten gedient. Russland bestreitet, für die Bombardierung des Gebäudes verantwortlich zu sein.
"Hunderte Einwohner von Mariupol sind noch unter dem Schutt", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft im Onlinenetzwerk Facebook. Er kündigte an, dass die Bergungsarbeiten in dem zerstörten Theatergebäude trotz des fortdauernden russischen Beschusses der Stadt weitergehen sollten. Der ukrainische Abgeordnete Sergiy Taruta hatte zuvor erklärt, Russlands Blockade der Stadt behindere die Rettungsbemühungen.
Ukrainischen Schätzungen zufolge hatten etwa tausend Menschen in dem Theater Schutz gesucht. Der Bombenschutzkeller des Theaters überstand das Bombardement, wie die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmila Denisowa, mitgeteilt hatte. Einige "Erwachsene und Kinder" seien lebend hinausgekommen.
Italien will Mittel für Wiederaufbau zur Verfügung stellen
Nach ukrainischen Angaben hatte Russland das Theater am Mittwoch bombardiert, obwohl vor beiden Seiten des Gebäudes gut sichtbar das Wort "Kinder" auf Russisch auf den Boden geschrieben worden war. Russland wies den Vorwurf zurück, den Angriff ausgeführt zu haben. Wie schon nach den Angriffen auf eine Geburtsklinik in Mariupol in der vergangenen Woche machte Moskau die nationalistische ukrainische Asow-Brigade verantwortlich. Wegen Russlands Belagerung von Mariupol lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.
Indes bot der italienische Kulturminister Dario Franceschini an, das Theater in Mariupol wiederaufzubauen. Auf Twitter schrieb er: "Das Ministerkabinett hat meinen Vorschlag gebilligt, der #Ukraine die Mittel und Ressourcen für den Wiederaufbau so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Die Theater aller Länder gehören der ganzen Menschheit #Welterbe." Selenskyj bedankte sich bei dem Minister. "Sie sind ein gutes Beispiel, dem man folgen sollte. Gemeinsam werden wir das Land bis auf den letzten Stein wieder aufbauen", antwortete er auf Twitter.
International löste der Beschuss des Theaters große Empörung aus. Auch China, das Russlands Krieg gegen die Ukraine bislang nicht verurteilte, wandte sich gegen den Beschuss. Mariupol im Osten der Ukraine steht besonders stark unter Beschuss. Nach Behördenangaben starben dort bereits mehr als 2000 Menschen seit dem Beginn von Russlands Ukraine-Invasion am 24. Februar. "In den Straßen liegen die Leichen vieler toter Zivilisten", sagte die 58-jährige Tamara Kawunenko nach ihrer Flucht aus Mariupol. "Das ist nicht mehr Mariupol. Das ist die Hölle."
Quelle: ntv.de, spl/AFP