NATO-Beitritt wird Thema Selenskyj besucht proeuropäische Regierung in Sofia
06.07.2023, 15:40 Uhr Artikel anhören
Präsident Selenskyj, wie er gerade in Sofia eintrifft.
(Foto: picture alliance / AA)
Seit Juni ist in Sofia eine proeuropäische Regierung im Amt. Und die steht auch für einen Kurswechsel in der Ukraine-Politik. Entsprechend macht Selenskyj einen Staatsbesuch in Bulgarien. Unter anderem wird es dabei wohl auch um den NATO-Beitritt der Ukraine gehen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem Besuch in Bulgarien eingetroffen, wo seit einem Monat eine proeuropäische Regierung amtiert. Selenskyj werde einen Tag in Bulgarien bleiben, hieß es vonseiten der Regierung in Sofia. Bei dem Besuch dürfte es um die Lieferung von Waffen und Munition sowie um die NATO-Ambitionen der Ukraine gehen.
Er werde "vertiefte Gespräche" mit Regierungschef Nikolaj Denkow und Präsident Rumen Radew sowie Abgeordneten und Journalisten führen, teilte Selenskyj auf Telegram mit. Nach Angaben der bulgarischen Regierung soll eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet werden, die den Beitrittswunsch der Ukraine zur NATO mit Blick auf den NATO-Gipfel kommende Woche in Vilnius unterstützt.
In Sofia ist seit Anfang Juni eine proeuropäische Regierung im Amt, die sich für einen Kurswechsel in der Ukraine-Politik entschied, nachdem zuvor eine Reihe von Interimsregierungen jedwede Militärhilfe für Kiew abgelehnt hatten. Bulgarien, ebenso wie die Ukraine Schwarzmeeranrainer, ist zwar Mitglied von EU und NATO, aber zugleich historisch und kulturell eng mit Russland verflochten. Die Positionierung im Ukraine-Krieg ist im Land hochumstritten.
Seit Kriegsbeginn produziert die bulgarische Rüstungsindustrie auf Hochtouren. Im vergangenen Jahr exportierte Bulgarien Rüstungsgüter im Wert von vier Milliarden Euro - das Dreifache des bisherigen Höchstwertes aus dem Jahr 2017.
Selenskyj wirft Westen Zögerlichkeit vor
Vor seiner Reise nach Sofia sagte Selenskyj in einem CNN-Interview, zu zögerliche Waffenlieferungen des Westens hätten den Beginn der Anfang Juni gestarteten ukrainischen Gegenoffensive verzögert und es Russland ermöglicht, seine Verteidigung in den besetzten Gebieten zu festigen, unter anderem mit Minen.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte in Moskau, Kiew "tut alles, um so viele Länder wie möglich direkt in den Konflikt mit hineinzuziehen". Viele Staaten seien bereits "Hals über Kopf" in den Konflikt hineingeraten, sagte Peskow. Darüber werde mit den Bulgaren zu sprechen sein.
Quelle: ntv.de, tkr/AFP